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Berlin: Der Denkmalrat denkt nach

Neuer Rettungsversuch für abrissbedrohte Ku’damm-Bühnen: Landesgremium prüft, ob die Gebäude schützenswert sind

Kann die Schließung der Ku’damm-Bühnen verhindert werden? Politiker, Künstler und Fachleute fordern, das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm unter Denkmalschutz zu stellen und so vor einer neuen Nutzung durch den Vermieter, die Deutsche Bank, zu schützen. Heute befasst sich der Landesdenkmalrat mit dieser Möglichkeit. Das Gremium unter Vorsitz des TU-Professors Adrian von Buttlar will sich vom Landesdenkmalamt erläutern lassen, warum den Boulevardbühnen bisher der Status als Baudenkmal verweigert wird.

Denkmalamt und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) argumentieren, beim Wiederaufbau der Theater nach dem Zweiten Weltkrieg seien „wesentliche Veränderungen“ vorgenommen worden. Doch nun widerspricht ein ehemaliger Mitarbeiter des Amtes: Der Architekt, Fachbuchautor und Privatdozent Dietrich Worbs stuft die Räume als „herausragende Zeugnisse der Theatergeschichte und des Theaterbaus“ ein. Zu Anfang der 90er Jahre hatte ihn der damalige Theaterleiter Jürgen Woelffer um eine Eintragung der Häuser in die Denkmalliste gebeten. Damals war Worbs zuständig für die Inventarisierung von Baudenkmälern in der City-West. „Ich hatte nicht genug Zeit für eine gründliche Prüfung“, sagte er vor kurzem dem Bauausschuss Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Verfahren sei „unabgeschlossen“ geblieben, weil die deutsche Einheit das unterbesetzte Amt vor neue Aufgaben gestellt habe.

Im vorigen März jedoch schaute Worbs bei einem Besuch hinter den Kulissen genauer hin. Beide Häuser wurden vom berühmten Theaterarchitekten Oskar Kaufmann gestaltet. Es handele sich nicht zuletzt um ein „deutsch-jüdisches Kulturzeugnis“, sagt Worbs. Im Theater am Kurfürstendamm sei die Dekoration verloren gegangen, nicht aber die runde Form des Zuschauerraums mit den Logen und der Drehbühne. In der Komödie habe sich nur der Eingang stark verändert. „Das Foyer, die Galerie mit den Brüstungsgittern, die Bühne und der Malersaal über dem Zuschauerraum sind erhalten.“ Max Reinhardt hatte 1924 die Komödie gegründet und 1928 das Theater am Kurfürstendamm übernommen.

Die Haltung von Landesdenkmalamt-Chef Jörg Haspel hält Worbs für „Schutz des übrig gebliebenen Personals vor zusätzlicher Arbeitsbelastung“. Für die Theater kämpft er auch als Mitglied des Ausschusses Denkmalschutz und Denkmalpflege in der Architektenkammer Berlin. Die Bezirkspolitiker planen nun einen neuen Vorstoß: Worbs’ Vortrag soll dem Landesdenkmalamt als „gutachterliche Stellungnahme“ zugeschickt werden, heißt es in einem BVV-Antrag. Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) dämpft aber Hoffnungen, dass sich die Bühnen allein per Denkmalschutz retten ließen. Der Spielbetrieb an sich könne so nicht gesichert werden.

Als Eigentümer des Ku’damm-Karrees hat der Immobilienfonds DB Real Estate, der zur Deutschen Bank gehört, den Bühnen zum Jahresende gekündigt. Ein Konzept sieht neue Geschäfte vor.

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