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Berlin: Der Dreck muss weg

Pro & Contra: Sollen sanierte Bahnbrücken mit Netzen vor Vögeln und ihren Hinterlassenschaften geschützt werden?

Die Bahnbrücken zwischen den Bahnhöfen Charlottenburg und Zoo frisch saniert und schon wieder mit Taubenkot verdreckt? Bezirkspolitiker wollen das nicht länger hinnehmen: Vertreter der CDU und der Grünen fordern die Bahn jetzt auf, doch noch Netze oder nadelartige „Spikes“ an den Brücken anzubringen, um die Vögel fern zu halten. Angesichts der „lächerlichen Kosten von rund 60 000 Euro“ sei der Verzicht auf die Maßnahmen unverständlich, sagte die Charlottenburg-Wilmersdorfer Umwelt– und Verkehrsstadträtin Martina Schmiedhofer (Grüne). Voraussichtlich wird darüber bald auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) diskutieren.

Die Deutsche Bahn AG hat die so genannten Taubenverdrängungsmaßnahmen als zu teuer bezeichnet (wir berichteten). Außerdem habe es Proteste von Tierschützern gegeben, die befürchteten, dass sich Tauben in den Netzen verfangen und verenden. „Uns gegenüber wurden aber keine Gegenargumente genannt“, wundert sich Stadträtin Schmiedhofer. Seit dem Frühjahr 2003 habe sie zwei Mal an den Bahn-Vorstand geschrieben und ein „grundsätzliches“ Einverständnis zu Schutzmaßnahmen signalisiert bekommen. Es habe auch Ortsbesichtigungen im Beisein einer Fachfirma gegeben.

Laut Schmiedhofer gingen beim Bezirksamt zahlreiche Beschwerden von Bürgern und Geschäftsleuten über den Taubenkot ein. Die Sorgen von Tierschützern hält sie in vieler Hinsicht für übertrieben. Es sei sogar behauptet worden, Tierquäler würden Netze erst aufschneiden und später wieder verschließen, damit eingeschlossene Tauben sterben. Ihr sei aber kein solcher Fall bekannt, so die Grünen-Politikerin. Am Bahnhof Zoo und dessen Umgebung komme eventuell auch der Einsatz von „Anti-Tauben-Pillen“, welche die Tiere unfruchtbar machen, infrage. Solche Versuche hat es in Berlin bereits gegeben, allerdings ging die Taubenpopulation kaum zurück. „Damit die Pillen im Futter wirken, muss man das anderweitige Füttern durch Passanten verhindern“, sagt die Stadträtin dazu. Auch offen gelagerte Abfälle seien ein Problem, da die Tauben diese Nahrungsquelle bevorzugen könnten.

„Sanierte und historische Bauwerke muss man vor Tauben schützen“, findet auch Andreas Koska, der Vize-Vorsitzende der bezirklichen Grünen-Fraktion. Die Beseitigung von Taubendreck und nötige Ausbesserungen würden später „viel teurer“. Tauben seien zudem Überträger von Krankheiten.

So sieht es auch Andreas Statzkowski, der Vorsitzende der CDU-Fraktion. „Der Aufwand für Netze steht in keinem Verhältnis zu den drohenden Schäden.“ Zwar sollten Tauben einen „adäquaten Lebensraum“ in der Stadt haben, dies gelte aber nicht für Brücken. Koska und Statzkowski erwägen, über BVV-Anträge Druck auf die Bahn auszuüben. Die Haltung der SPD war noch nicht zu erfahren.

Bereits im Frühjahr 2001 hatte die BVV mehr Sauberkeit rund um den Bahnhof Zoo verlangt und den „Taubendreck auf dem Gehweg“ kritisiert. Allerdings war zugleich auch von toten Tauben in den damaligen Netzen an der Brücke über der Hardenbergstraße die Rede. Die Bahn habe Tauben-Kadaver monatelang nicht entfernt und Reisenden damit einen makabren Anblick geboten, hieß es.

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