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Blaupause. So sieht das Wasserbecken in der Simulation aus. Es spart dem Land jährlich eine halbe Million Euro Entwässerungsgebühr, die es an die zu 75,05 Prozent landeseigenen Wasserbetriebe zahlt.

© Simulation: promo

Der See am Flughafen: Berlin-Tümpelhof

Auf dem Flughafengelände rollen bald die Bagger an - um einen Teich auszuheben. Unser Autor Stefan Jacobs freut sich schon auf die Überraschungen, die dann bevorstehen könnten. Eine Glosse

Als Ehrengast in diesem Text begrüßen wir ganz herzlich den Kalauer vom „Flughafen Tümpelhof“, den wir damit hoffentlich von seinem Weg in die ewigen Jagdgründe abgebracht haben. Vielleicht wäre er ohnehin zurückgekehrt, da – wie berichtet – in diesem Jahr die Arbeiten für einen Regenwasserteich unweit der Hangars beginnen sollen: vier Hektar groß, fünf Meter tief. Es wird kein Badesee, sagt die Verwaltung, aber am Rand wird man wohl seine Füße oder Kinder reinhalten können. Schilf und Boden sollen das Wasser reinigen, das von den Hangardächern und dem Vorfeld kommt.

In den Kiezen ringsum wird nun über die gentrifizierungstechnischen Folgen diskutiert. Einerseits entsteht eine Wasserlage, die Zweifel an Senator Müllers Aussicht auf preisgünstigen Wohnraum nährt. Andererseits könnten über Tümpelhof dann Myriaden von Mücken hängen, die sich abends bei den Dachterrassenyuppies am Heizpilz versammeln und von den Graswurzelfreunden unten auf dem Feld durch massiven Grillrauch bekämpft werden. Der Dunst schmälert den Wert der Neubauten und wirkt so zwar mietdämpfend, aber langfristig ghettoisierend: Erst kippt der Teich und dann der Kiez. Aber so wie Berlin drauf ist, kommt es ganz anders: Ein Spinner setzt Piranhas aus, die nach Besucherfüßen schnappen, und bei Kontrollen findet das Veterinäramt Seepferdchenfleisch in den Raubfischen, CNN berichtet live. Ja, auch ein kleiner See macht Großes möglich.

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