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Berlin: Der Täter passte nicht ins Profil

Mord auf dem Friedhof: Wohnungsloser stellte sich der Polizei

Möglicherweise plagte den Täter sein schlechtes Gewissen. Was ihn genau dazu bewogen hat, am 30. Dezember zum Kreuzberger Polizeiabschnitt 52 zu gehen und den Mord an Dagmar Piechowski zu gestehen, bleibt unklar. „Seine Aussagen waren diffus. Aber für uns war es ein Glücksfall“, sagt André Rauhut, Chef der Berliner Mordkommissionen.

Die 48-jährige Wilmersdorferin war – wie berichtet – am 21. Juli 2002 auf dem Friedhof in der Neuköllner Lilienthalstraße ermordet worden. Dagmar Piechowski ist an jenem Sonntag mit ihrem Motorrad zum Friedhof gefahren, um Gräber zu fotografieren. Sie wurde mit mehreren Messerstichen in den Oberkörper getötet.

Die Kripo war ratlos: Ein Sexualdelikt lag nicht vor, geraubt wurde der Frau auch nichts. Von alleine wäre die Polizei nicht auf den 21-jährigen wohnungslosen Deutschen gekommen. „Auf ihn hatten wir keinerlei Hinweise“, sagt Rauhut. „Er passte nicht ins Täterprofil.“ Schließlich war die Polizei davon ausgegangen, dass es sich bei dem Mörder um einen psychisch Kranken handeln musste. Besucher des Friedhofs wollten gesehen haben, wie sich dort zur Tatzeit ein Mann aufgehalten hatte, der im „Zickzack umhergelaufen sei und Gebete vor sich hingebrabbelt habe“.

Der Täter sehe rein äußerlich nicht wie ein „typischer Obdachloser“ aus. Psychisch krank sei er auch nicht – das wissen die Ermittler jetzt. Sein auffälliges Verhalten sei „wahrscheinlich dem vielen Alkohol geschuldet“. Er habe sich vor der Tat mit einer Gruppe von Leuten in der Hasenheide, nahe dem Friedhof, „zum Saufen“ getroffen. Dort sei ihm Dagmar Piechowski aufgefallen. „Der Täter hat dann den Entschluss gefasst, die Frau zu berauben. Dass er dazu sein Messer gebraucht, war eingeplant“, sagt Rauhut. Warum der 21-Jährige nach der Tat ohne Beute flüchtete, will Rauhut nicht sagen. Möglicherweise war er zu erschrocken, nachdem die Frau nach den Messerstichen zusammengesunken war.

Die Kripo zweifelt nicht daran, dass der 21-Jährige den Mord allein begangen hat. Allerdings gibt es nach Angaben des Mörders einen Tatzeugen: einen etwa gleichaltrigen Wohnunglosen namens Karsten, der in der Gruppe zusammen mit dem Täter getrunken hat. Mehr als den Vornamen des Mannes, dass er blond und etwa 1,70 Meter groß ist, weiß die Kripo nicht. Die Ermittler hoffen über den Zeugen noch mehr über die Vorphase der Tat zu erfahren, damit die Aussage des Täters „noch runder wird“, wie Rauhut sagt. Hinweise erbittet die Polizei unter Telefon 4664-327175.

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