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Berlin: Der Teilung auf der Spur – bald ist der Mauerweg fertig

Nach langer Verzögerung geht der Bau voran: Ende 2006 soll der Grenzweg komplett sein

Auf den Tag genau 44 Jahre ist der Mauerbau her. In der Euphorie der Nachwendezeit wurden die Spuren der Teilung weitgehend getilgt – so gründlich, dass selbst Einheimische den Verlauf des Todesstreifens an vielen Stellen nicht mehr ausmachen können. Vor vier Jahren beschloss der Senat, einen Weg entlang der einstigen Grenze anzulegen. Nach Startproblemen kommt der Ausbau nun zügig voran.

Große Teile des 40 Kilometer langen innerstädtischen Abschnittes sind bereits ausgeschildert, 160 Kilometer soll die gesamte Route einmal haben. Nun folgt die Feinarbeit: Im nächsten Jahr sollen 94 Informationstafeln aufgestellt werden, auf denen in aktuellen Luftbildern der Grenzverlauf markiert und erklärt wird. Außerdem werde die Beschilderung entlang der südlichen Stadtgrenze ergänzt, sagt Harald Krüger, der bei der Stadtentwicklungsverwaltung das Projekt koordiniert. Nach seinen Angaben stehen für den Geh- und Radweg 4,7 Millionen Euro zur Verfügung. Zehn Prozent müsse Berlin als Eigenanteil aufbringen.

Die Verantwortlichen sind froh, dass die Finanzierungsfrist um ein Jahr bis Ende 2006 verlängert wurde, weil bisher erst 1,7 Millionen Euro ausgegeben werden konnten. Man habe die Planungsschwierigkeiten unterschätzt, sagt Krüger – und kündigt an, „dass in diesem Jahr noch eine ganze Menge Baustellen begonnen werden“. Am Heidekampgraben zwischen Treptow und Neukölln wird ebenso schon gearbeitet wie parallel zur verlängerten A113 am Teltowkanal, an kreuzenden Magistralen wie der Chausseestraße würden demnächst Mittelinseln für Fußgänger gebaut.

„Berlin hat sich da reingekniet“, lobt der Grünen-Verkehrsexperte Michael Cramer, der die größten Defizite auf Brandenburger Seite sieht. So verhinderten Potsdamer Behörden seit drei Jahren den Ausbau des Weges am Luisenberg. Die Naturschutzbehörde sträube sich gegen eine Asphaltierung, obwohl andere Beläge an Steigungen erfahrungsgemäß nie lange halten. Aus Potsdam war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten. Ganz oben auf Cramers Wunschliste stehen eine Unterquerung der Dresdner Bahn und eine Radwegführung von der Glienicker Brücke zum Schloss Cecilienhof, die am Veto der Schlösserstiftung scheitere.

Für die Berliner Innenstadt hofft Cramer darauf, dass die Route bald auf dem alten Kolonnenweg am Nordbahnhof entlang führen kann. Dort will der Senat ein Stück Hinterlandmauer bewahren.

Im Handel ist der Führer „Berliner Mauer-Radweg“ von M. Cramer (Verlag Esterbauer, 9,90€) erhältlich. Der Autor führt heute ab 14 Uhr eine Radtour vom Bahnhof Hennigsdorf nach Hermsdorf.

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