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Berlin: Der zwölfjährige Reinickendorfer Schüler wird jetzt psychologisch behandelt

Während Psychater vor einem Aubauschen des Falls warnen, fordert die Polizei die Möglichkeit zur Durchsuchung von Schulen in solchen Fällentob Der zwölfjährige Grundschüler, der am vergangenen Freitag einer Lehrerin und Mitschülern gegenüber sagte, er wolle sie alle töten, soll vom Jugendamt und ambulant psychologisch betreut werden. Der Junge, der an dem Tag ein Küchenmesser bei sich trug, wurde nach dem Vorfall in einem jugendpsychiatrischen Krankenhaus untersucht.

Während Psychater vor einem Aubauschen des Falls warnen, fordert die Polizei die Möglichkeit zur Durchsuchung von Schulen in solchen Fällentob

Der zwölfjährige Grundschüler, der am vergangenen Freitag einer Lehrerin und Mitschülern gegenüber sagte, er wolle sie alle töten, soll vom Jugendamt und ambulant psychologisch betreut werden. Der Junge, der an dem Tag ein Küchenmesser bei sich trug, wurde nach dem Vorfall in einem jugendpsychiatrischen Krankenhaus untersucht. Die Polizei hatte den Fall zunächst verschwiegen. Der Leiter der Reinickendorfer Reginhard-Grundschule hat Anzeige erstattet. Die Gewerkschaft der Polizei forderte gestern eine bessere Kooperation mit den Schulen, die notfalls auch polizeiliche Durchschungen zulasse.

Nach Auskunft der Polizei hatte es zwischen dem kurdischstämmigen Jungen und Mitschülern im Sportunterricht Streit und eine Rangelei gegeben. In seiner Wut habe der Zwölfjährige gebrüllt, "Ich bringe euch alle um." Er sei darauf nach Hause gelaufen. Den Angaben zufolge kehrte der Junge mit einem Küchenmesser im Hosenbund zurück. Der Schulleiter, dem der Junge auf dem Hof über den Weg lief, habe das Messer bemerkt, hieß es. Ihm gegenüber habe der Schüler darauf gedroht, sich selbst umzubringen. Die Polizei wertet den Fall als "Hilfeschrei". Offenbar wurde der Schüler in der Klasse nicht anerkannt.

Das Ausrasten deute auf eine psychische Notsituation hin, sagte Ottmar Hummel, Facharzt für Jugendpsychiatrie im Krankenhaus Wiesengrund. Hummel hat den Zwölfjährigen untersucht. Ursache dafür könnten eine gefühlsmäßige Überforderung, Konflikte in der Schule oder in der Familie sein. In seiner Abteilung seien extrem aggressive Jugendliche eine Alltagserscheinung, sagte Hummel. Meist richte sich die Wut gegen Sachen. Handgreiflich werden auffällige Jugendliche seinen Erfahrungen zufolge eher gegen Eltern und Mitschüler, selten gegen Lehrer. Bedauerlicherweise sei die Aggressivität an den Schulen erst richtig ernst genommen worden, als ein Schüler in Meißen seine Lehrerin umgebracht hatte, kritisierte der Psychiater. Dabei erlebten viele Lehrer seit Jahren eine dermaßen angespannte Situation, dass Unterricht kaum mehr möglich sei. Hummel warnte aber davor, den Fall des Zwölfjährigen aufzubauschen.

In den vergangenen Wochen waren immer wieder Fälle bekannt geworden, in denen Schüler Lehrern mit Gewalt und sogar dem Tode drohten. So planten drei 14-Jährige im November im niederbayerischen Metten, eine Lehrerin und ihre Direktorin zu töten. Im sächsischen Leisnig schickten vergangenen Montag Schüler ihrer Lehrerin eine Morddrohung. In Stuttgart kündigte ein Schüler am vergangenen Freitag an, eine Bombe detonieren zu lassen.

Dabei ist die Zahl der Gewalttaten an Berliner Schulen nach Angaben des Landeskriminalamtes deutlich zurückgegangen: 375 solcher Fälle registrierte die Polizei 1998, davon 170 auf dem Weg zur Schule. Der schwerste Fall in der Stadt ereignete sich im November 1998, als ein Schüler auf eine Lehrerin mit einem Messer losging und sie schwer verletzte.

tob

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