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Tag der offenen Tür beim Deutschen Senioren-computer-Club. Neumitglied Ute Schwartz nimmt an einem Kurs teil.

© Robert Klages

Deutscher Senioren-Computer-Club: "Computer ist wie eine Fremdsprache"

Mehr als 500 Mitglieder hat der Deutsche Senioren-Computer-Club. Alte Menschen, die auf Computer starren? Mitnichten!

Ohne Computer und Handy geht wenig heutzutage - das gilt auch für Senioren. Ute Schwartz aus Berlin-Lichtenberg möchte ihren Laptop eigenständig pflegen und aufräumen können, und dazu nicht immer die Kinder oder Enkel um Hilfe bitte müssen. Außerdem möchte die 77-Jährige lernen, wie man Video- und Fotoprogramme nutzt. Sie ist daher am Mittwoch zum Tag der offenen Tür des Deutschen Senioren-Computer-Clubs e.V. (DSCC) gekommen und nun eines von über 50 Neumitgliedern.

"Ohne PC und Internet geht nichts mehr", sagt Schwartz. Es finge an beim Zugfahrplan. Und wenn man bei den Ämtern anrufe, hieße es dort, man solle eine Email schreiben. Außerdem ist ihr Mann vor Kurzem gestorben und klar, sie suche in dem Club auch soziale Kontakte. Diese seien auch sehr wichtig zum Erlernen der Computer-Fähigkeiten, erläutert Karin Wegner, die seit über 20 Jahren Mitglied ist und die Redaktionsleitung für "Grauer Computer-Freak" übernommen hat - die Clubzeitung, erscheint einmal im Monat. Wegner schwört auf Apple und hat ein Mcbook. Die Bedienung bei Apple sei einfach und daher für Senioren gut geeignet, obwohl natürlich teurer als andere Laptops.

Vielen Neumitgliedern müsse erstmal beigebracht werden, wie ein Laptop ein- und ausgeschaltet wird. Es kamen Leute, die fassten die Maus mit zwei Händen an. Aber hier im Club werden sie dafür nicht ausgelacht. Man nimmt sich Zeit, die Technik und das neue Medium zu verstehen. Enkel und Kinder seien immer sehr schnell ungeduldig. "Oma, nun klick endlich", würde es da schon mal heißen. Aber Senioren würden auch gerne Youtube-Videos schauen. Außerdem erleichtere der Computer das Leben, durch Online-Banking zum Beispiel. Oder wenn man Filme ausleihen möchte, dann müsse man nicht mehr zur Bibliothek laufen, sondern könne einfach auf die Mediatheken der Bibliotheken zugreifen. Aber das wüssten viele nicht oder müssten erst lernen, wie das geht.

"Wir wollen hier aber nicht nur vor dem PC sitzen"

Der Club wurde 1997 gegründet und hat heute weit mehr als 500 Mitglieder. Sie haben rund 40 Räume in einem Seniorenheim in Lichtenberg gemietet und diese einst eigenständig saniert. Mitmachen dürfen alle über 55 Jahre - aber es werden Ausnahmen gemacht. Der Mitgliederbeitrag musste aufgrund steigender Nebenkosten jüngst von 5 auf 7,50 Euro pro Monat angehoben werden. Aber das sei immer noch viel günstiger als bei der Volkshochschule, sagt Wegner, 78 Jahre alt. Außerdem habe man hier im Club nur eine Kursgröße von vier Teilnehmern. Rund 100 ehrenamtliche Mitarbeiter halten den Club am laufen: Planung, Organisation und natürlich Kursleitung. "Wir wollen hier aber nicht nur vor dem PC sitzen", erzählt Wegner. Deswegen wurden auch Wander- und Fotogruppen gebildet.

Kursteilnehmer erforschen das Internet beim Deutschen Senioren-Computer-Club.
Kursteilnehmer erforschen das Internet beim Deutschen Senioren-Computer-Club.

© Robert Klages

Der Club braucht dringend jüngere Mitglieder, also 60-Jährige, die sich mit der Technik auskennen. Besonders bei den Kursen für Smartphones sind die Anmeldequoten sehr hoch. "Wenn Oma und Opa merken, dass sie mit den Enkeln fast nur noch über diese Geräte kommunizieren können, dann kommen sie zu uns in den Club", so Wegner. Und natürlich kämen nicht nur Leute ohne Vorkenntnisse. "Die wenig wissen, helfen denen, die gar nichts wissen." Als sie selbst einst mit ihrem Laptop zum Club kam, sei sie gefragt worden, was sie denn damit wolle. Heute hätten hier alle einen Laptop.

Die 70-jährige Rotraud Grenz ist ebenfalls langjähriges Mitglied und sehr zufrieden: "Man bekommt hier seine Fragen beantwortet, und das unentgeltlich." Auch sie kam mit ihrem Laptop nicht zurecht. "Vieles lief einfach nicht und es kamen ständig Virenmeldungen." Im Club richten sie sich die Laptops gemeinsam und unter Erläuterung erstmal ein. Welche Apps werden benötigt, was kann gelöscht werden und wie funktioniert das. Grenz hat einen Englischkurs übernommen. "Auf dem PC ist ja auch alles auf Englisch. Und früher in der DDR hatten wir kein Englisch."

"Manche haben Angst, das Internet kaputt zu machen"

Am Tag der offenen Tür ist viel los in den Räumlichkeiten. In einem Raum wird angeregt über die Vor- und Nachteile von Firefox und Chrome diskutiert. Ein Rentner erzählt, er möchte seine Kinder überraschen mit den neuen Fähigkeiten - und meldet sich an beim Club. Wenn er mit seiner Tochter (31) am PC sitze, ginge es ihm zu schnell und er sei ihr zu langsam.

In einem anderen Raum startet gerade der Kurs von Marianne Birsul. "Computer ist wie eine Fremdsprache", sagt die 69-Jährige. Nicht nur, da vieles auf Englisch ist. Man müsse alles neu erlernen. Birsul will den anderen Senioren mehr Mut machen bei der Anwendung. "Manche haben Angst, das Internet kaputt zu machen." Sie würden sich kaum trauen, auf irgendwas zu klicken. Senioren sollten lernen, dass Internet und Computer auch Spaß machen können.

Birsul gibt auch Hinweise in Sachen Datenschutz. "Microsoft und Co. sind Datensammler und handeln auch damit, das sollte man wissen", sagt sie. Birsul versucht zu erklären, dass vieles in "der Cloud" gespeichert wird. "Wo ist das?", fragt jemand. "Nicht auf dem PC", versucht Birsul zu erklären. "Aber wo dann?" Das ist nicht einfach zu verstehen, aber nach einer Weile nicken alle Kursteilnehmer.

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