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Rockermähnen. Hans-Jürgen „Jäcki“ Reznicek , Uwe Hassbecker und Rüdiger „Ritchie“ Barton (von links) haben Silly nach dem Tod von Tamara Danz weitergeführt.

© Britta Pedersen/dpa

Ein Tribut an ihre ehemalige Sängerin: Die Band Silly veröffentlicht neues Album

In neuer Besetzung hat die Band Silly hat ein neues Album aufgenommen. Es ist auch ein Denkmal an ihre verstorbene Sängerin Tamara Danz.

Zu DDR-Zeiten lauerte die Zensur, sogar der englische Name brachte der Band Silly anfangs Ärger. Es gab bewegte Liebesgeschichten und Schicksalsschläge. Frontfrau Tamara Danz starb früh an Krebs, mit 43. Nach dem Mauerfall wurde die Musik von Silly einige Zeit in die Ostalgie-Schublade gesteckt, viele wollten lieber Englisches hören. Dann kam die Zeit mit Anna Loos, aber auch die ging vorbei.

2019 begann ein Kapitel mit zwei neuen Sängerinnen: AnNa R., früher eine Hälfte von Rosenstolz, und Julia Neigel, deren größter Hit „Schatten an der Wand“ ist. Mit den beiden ging die Band auf Tour, nun ist ein neues Album erschienen mit dem Titel „Instandbesetzt“ – mit zehn bekannten Titeln und drei neuen Liedern.

Unweigerlich ist es auch ein Denkmal für Tamara Danz mit Klassikern wie „Die wilde Mathilde“ und „So'ne kleine Frau“. Die Stimmen der beiden Neuen passen. „Unter'm Asphalt“ ist ein Silly-Hit aus der zweiten Reihe. Wave, das gab es auch in der DDR und klingt heute noch gut.

In einer dreiteiligen Doku vom MDR wurde gerade noch einmal deutlich, was für eine Legende Danz im Osten ist und was für eine filmreife Geschichte die Band seit Ende der 70er Jahre mitmachte – zwischen Ost und West, wo sie der Fotograf und Manager Jim Rakete früh entdeckte. Er staunte, wie viel Pathos sich die Band auf der anderen Seite der Mauer traute.

Und es gab Beziehungswechsel: Auf einem Foto sieht man, wie Gitarrist Uwe Hassbecker und Keyboarder Ritchie Barton den Sarg von Tamara Danz tragen, der eine der Lebenspartner, der andere der Ex-Freund. Vor ihrem Tod wünschte sich Danz, dass mit ihr nicht auch noch die Band stirbt, wie Bassist Jäcki Reznicek in der Doku erzählt. Die Musiker machten weiter, die Rocker-Frisuren blieben. Lange Haare, Männerschmuck.

Die Fans wachsen nach

Die Musiker haben erlebt, was viele Ostdeutsche kennen. DDR-Karrieren zählten nach dem Mauerfall nur noch wenig, egal ob systemtreu oder nicht. Mit der Herablassung gegenüber Silly ist es „weitgehend“ vorbei, wie Barton sagt. „Das war in den 90er Jahren so, im Übrigen sehr häufig von im Osten sozialisierten Journalisten. Das war schon merkwürdig.“ Heute sei der Fanclub bunt gewürfelt: Ost, West, Nord und Süd.

Die Fans wachsen nach. „Vorne sind bei Konzerten die jüngeren, nach hinten wird es dann älter“, sagt Barton. „In der etwas älteren Generation ist es so, dass die Leute meistens DDR-Vergangenheit haben, selbst wenn sie vielleicht seit etlichen Jahren im Westen leben.“

Comeback mit Anna Loos "momentan kein Thema"

Sängerin und Schauspielerin Anna Loos war für die Band ein Türöffner für ein Publikum, das Silly nicht kannte. Mittlerweile geht Loos musikalisch eigene Wege. Wird es ein Comeback mit ihr geben? Hassbecker sagt: „Es ist im Moment kein Thema. Sie ist glücklich mit dem, was sie macht. Wir sind glücklich mit dem, was wir jetzt machen. Wir hatten eine gute Zeit miteinander, zwölf Jahre. Und manchmal ist es eben dann genug. Beziehungen gehen manchmal auch auseinander. Das ist ja so was wie eine Beziehung.“

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Gerade hat die Band nach der Corona-Zwangspause im sächsischen Bad Elster das erste Konzert seit fast zwei Jahren gespielt. Das Bangen, ob die Herbst-Tour wie geplant stattfinden kann, bleibt. Hassbecker sagt, Corona werde mit Sicherheit Biografien umschreiben. „Es stellt unsere Existenz als Musiker in Frage.“

Auf dem Cover des neuen Albums ist ein stilisiertes Haus zu sehen. Es erinnert an den Stammsitz der Band im brandenburgischen Münchehofe. Für Hassbecker ist das Bild auf dem Cover eine Art Gleichnis zur Band. „Ein Haus, was ein bisschen in die Jahre gekommen ist, auch schon ein paar Dellen und geplatzte Ecken hat. Aber mit einer schönen warmen Atmosphäre, einem knarrenden Parkett und luftigen Räumen. Und mit Leuten, die wechseln, die ein und ausgehen und sich gegenseitig und das Haus instandbesetzen“, sagt Hassbecker. (dpa)

Caroline Bock

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