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Berlin: Die Besser-Ossis

Pisa-Daten belegen: In Lesen, Mathe und Naturwissenschaften sind Ost-Gymnasiasten kompetenter als West-Schüler

Ostberliner Gymnasiasten sind in wichtigen Fächern kompetenter als die Westberliner. Eine jetzt bekannt gewordene Einzelauswertung der Berliner Pisa-Daten belegt, dass die 15-jährigen Test-Schüler aus den östlichen Bezirken im Lesen, in der Mathematik und in den Naturwissenschaften deutlich besser abschneiden als die Altersgenossen im Westen. Auch die Realschüler stehen im Ost-Teil besser da. Zudem fanden die Pisa-Forscher heraus, dass in Berlin freundlicher benotet wird als zum Beispiel in Bayern.

Demnach erhält ein Neuntklässler für dieselbe Mathematik-Leistung in Berlin eine „1“, in Bayern aber eine „3“. Ebenso ist eine Berliner „3“ in Bayern leicht schon eine „5“. Kleiner Trost: In Hamburg sind die Anforderungen noch niedriger als in Berlin.

Für die Berlin-interne Diskussion ebenso interessant dürften die Vergleiche zwischen Ost und West sein. Bislang waren die besseren Abiturergebnisse im Ost-Teil offiziell immer mit einer „freundlicheren“ Zensurenvergabe begründet worden. Diese Annahme muss jetzt in Zweifel gezogen werden. Denn zumindest für die 15-Jährigen belegt der Pisa-Test, dass sie schlicht und einfach mehr können: Die elf untersuchten Ost-Berliner Gymnasien haben in allen Tests deutlich bessere Ergebnisse erzielt als die 14 Gymnasien, die im West-Teil am Pisa-Test teilnahmen. Diese Tendenz zeigt sich auch an den Realschulen, wo die Mathematikleistungen der Neuntklässler verglichen wurden. Die Ost-Realschüler schneiden besser ab als die West-Realschüler und erreichen zum Teil sogar das Niveau der West-Gymnasiasten.

Die Pisa-Forscher begründen das Ost-West-Gefälle mit der „sozialen Zusammensetzung“ der Schülerschaft. Eine weitere Rolle dürfte der wesentlich höhere Ausländeranteil an den Westberliner Schulen spielen: Insbesondere Gymnasien in Wedding, Kreuzberg und Nord-Neukölln haben ihre Leistungsanforderungen gesenkt, um genug Schüler zum Abitur führen zu können. CDU-Bildungsexperte Gerhard Schmid sieht in den Befunden denn auch ein weiteres Argument für das Zentralabitur, das objektivere Leistungsbeurteilungen erlaube.

Unklar ist, warum die schriftlichen Daten zum Pisa-Ost-West-Vergleich gerade jetzt innerhalb der Verwaltung verteilt wurden. Noch im Juni hatte sich Pisa-Koordinator Jürgen Baumert geweigert, den Berliner Schulräten die Daten auszuhändigen: Er hatte ihnen die Befunde nur mündlich mitgeteilt unter dem Titel „Streifzüge durch Berlin“.

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