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Berlin: Die Döner-Könige

Attila spielt einen Imbisschef in der Sat-1-Serie. Im wahren Kreuzberger Leben heißt er Mehmet

Kreuzberger Kulissen sind bunt, immer gut gefüllt mit witzig kostümierten Menschen, die gerne viel und laut reden. Kreuzberger sind Straßenmenschen. Deshalb kommt das Fernsehen gerne vorbei und macht Sendungen, die „Liebling Kreuzberg“ heißen oder „Berlin-Berlin“. Kreuzberg sieht dann aus wie ein friedliches Städtchen im sonnigen Italien oder wie die Villa Kunterbunt. Sat1 schickt jetzt den „König von Kreuzberg“ ins Rennen, um das pralle Leben dieses Stadtteils erneut in Szene zu setzen.

Held der Sitcom-Serie ist Attila, türkischer Juniorchef eines Döner-Imbisses. Seine Freunde Hakan und Fehzi sind Dauergäste. Manchmal schaut Nina vorbei, Attilas deutsche Freundin. Gesprochen wird vor allem hochdeutsch, weil Fahri Ogün Yardim, der Attila spielt, in Hamburg geboren ist. Themen sind Frauen, Sex und: Wie werde ich reich und berühmt. „Wir leisten keinen Beitrag zur Integration“, sagt Yardim. „Wir wollen unterhalten.“ Die Kreuzberger und ihre Probleme werden da wohl auf der Strecke bleiben.

Als wahrer König von Kreuzberg – soweit es die Dönerbranche betrifft – kann sich mit einigem Recht Mehmet Kabuk bezeichnen, der den „Gül-Imbiss“ am Heinrichplatz betreibt. Seit mehr als 25 Jahren ist Kabuk im Döner-Geschäft. 1986 habe er den „Hähnchenkeulendöner“ erfunden, sagt der 46-Jährige. Mehmets Sohn geht aufs Gymnasium. Den Imbiss soll er nicht übernehmen, hat der Vater schon beschlossen. „365 Tage im Jahr ackern. Und dabei krieg ich kaum die Miete rein.“ Die Billigdöner-Konkurrenz macht Kabuk zu schaffen.

In einem wichtigen Punkt kreuzen sich Fiktion und Realität. Der Fernseh-Attila und seine Familie sind in Deutschland integriert – genau wie Mehmet Kabuk, seine türkische Frau und die beiden Kinder. Sein Sohn spreche besser Deutsch als Türkisch, sagt Kabuk. Er selbst kam als Zehnjähriger nach Berlin und musste sich durchbeißen. Auf der Schule lief es nicht besonders, dafür strengte er sich beim Taekwondo an. Er gewann Preise und ging nach Korea, um Meister zu werden. Zurück in Berlin, wollte er eine Taekwondo-Schule aufmachen, aber als die Chance da war, fehlte das Geld. Das Schicksal als Imbiss-Betreiber hat er sich nicht ausgesucht.

Bei Attila und seinen Freunden verläuft der Alltag unbeschwerter. In Folge1 geht es um Hakan, der nach erfolgreicher Eroberung die Brüder des Mädchens am Hals hat. Er solle sie gefälligst heiraten, fordern sie. Um zu helfen, organisieren Attila und seine Gang eine Scheinehe. Also doch eine Prise Kreuzberger Alltag? Folge2 macht solche Hoffnungen zunichte: Attila findet ein Sex-Tagebuch seiner Freundin. Was darin steht, dürfte auch Italiener oder Guatemalteken rasend machen: kein Orgasmus, keine Romantik. Nina sucht weiter nach ihrem Prinzen.

Kabuk muss sich dagegen mit der Auto-Versicherung herumschlagen, die seinen Schadensfreiheitsrabatt kassieren will. Von den Behörden braucht er einen Persilschein für die Gehwegnutzung. Viele Dinge in seinem Alltag drehen sich ums Geld. Kreuzberg trägt daran aber keine Schuld. Auf seine zweite Heimat lässt Kabuk nichts kommen. „Die Menschen sind locker hier.“

„König von Kreuzberg“, ab morgen immer freitags um 21.45 Uhr auf Sat 1

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