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Bildung: Die Kleinsten sollen besser Deutsch lernen

Viele Berliner Erstklässler können nur unzureichend Deutsch. Eine neue Lehrmethode gibt jetzt Anlass zu Hoffnung. In mehreren Kitas wurden damit erstaunliche Erfolge erzielt.

Die deutsche Sprache gut sprechen und verstehen – das können viele angehende Erstklässler nicht, wenn sie zur Schuleingangsuntersuchung erscheinen. In Tempelhof-Schöneberg hatten 2006 beispielsweise vier von zehn Kindern während dieser Untersuchungen Probleme mit der Sprache. Bei Kindern mit Migrationshintergrund waren es sogar 60 Prozent.

Damit künftige Erstklässler besser mit der deutschen Sprache umgehen können, sucht die „Arbeitsgruppe Kindergesundheit“, in der sich das Gesundheitsamt und das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg mit niedergelassenen Kinderärzten zusammengeschlossen haben, nach Lösungen. Während der gestrigen Fachtagung zur Sprachförderung in Berlin stellte die AG Kindergesundheit im Schöneberger Rathaus ein Modell zur Sprachförderung vor, das sich bereits bewährt hat: Das Sprachanregungsprogramm des Berner Psycholinguisten Zvi Penner. Penners Erfolgsrezept: Er versucht, sich in die Kleinen hineinzuversetzen.

„Die Kinder haben nicht nur mit der Sprache Probleme“, sagte Penner. Sondern auch damit, ihre Umwelt zu begreifen. Wenn ein Kind zum Beispiel Schwierigkeiten mit den Präpositionen habe und nicht verstehe, wann ein Buch zum Beispiel „auf“, wann „neben“ dem Tisch liege, müsse die Erzieherin erklären, dass es im ersten Fall Kontakt zur Tischplatte habe, im zweiten nicht. Zvi Penner gibt verschiedene Lernkärtchen heraus, mit denen zum Beispiel die Pluralbildung und die Verkleinerungsformen geübt werden. Parallel dazu werden Erzieherinnen drei Tage lang geschult. Einmal am Tag soll jede Kindergartengruppe dann zehn Minuten mit den Lernkärtchen üben.

Penners Lernprogramm wurde in sechs Modell-Kitas in Tempelhof-Schöneberg und Spandau getestet – und evaluiert. Profitiert haben demnach vor allem die Kinder mit dem schlechtesten Sprachentwicklungsstand. Aber auch spracherwerbsgestörte Muttersprachler und Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, haben der Auswertung zufolge in kurzer Zeit komplizierte sprachliche Regeln erlernt.

Berlins Kita-Träger können selbst entscheiden, welche Sprachförderung sie in ihren Einrichtungen anbieten: Die Eigenbetriebe der Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Spandau arbeiten bereits mit Penners Programm. Interesse gibt es nach Angaben von Angelika Schöttler, Bezirksstadträtin für Jugend in Tempelhof-Schöneberg, aber auch in Treptow-Köpenick und Steglitz. Rita Nikolow

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