zum Hauptinhalt

Berlin: DIE KUNST DER KÜNSTLER

Luftbilder.Sie sehen so harmlos aus.

Luftbilder.

Sie sehen so harmlos aus. Ein wenig wie die Wolkenaquarelle von Carl Blechen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Auf der Fotografie vom 26. November 2008 fliegen sogar ein paar Vögel auf. Je länger man aber auf

die Staubwolke hinter ihnen schaut, desto klarer wird die Erinnerung. Mumbai im späten Herbst vor fünf Jahren:

Das war der Abend des Terrors in der indischen Metropole durch eine islamistische Splittergruppe. Mit dieser

Erkenntnis verliert der Wolkenbeobachter seine Unschuld. Und versucht nun, auch die anderen Staubzeichen zu

lesen. „Near Al-Qa’im“ bildet den Himmel während einer US-Offensive im Irak im November 2005 ab. Und am 7. März 2011 wurde in Libyen um die Ölstadt Ra’s Lanuf gekämpft. Mit seinen aus Zeitungen und Magazinen abfotografierten Bildausschnitten liefert Nasan Tur, der aktuell in der Galerie Blain Southern auf dem ehemaligen Tagesspiegel-

Gelände ausstellt, Luftbilder, die – als Transformation medialer Transformationen – tatsächlich aufklärend sind. cmx

Nasan Tur, 39, stammt aus Offenbach und hat dort an der Kunstakademie studiert,

bevor er weiter nach Frankfurt zog – an die Städelschule mit ihrem Akzent auf lakonischer Konzeptkunst. Tur arbeitet oft mit dem eigenen Körper, wenn er etwa komische

Rekorde nachstellt und an ihnen scheitert. Sein feiner Sinn für Absurdes schlägt sich

in subtilen Bildern nieder. Den in Berlin lebenden Künstler (www.nasantur.com) zieht es hinaus in den Alltag, auf seinen Fotografien und Videos sieht man ihn immer wieder im öffentlichen Raum agieren. Zuletzt war er mehrere Wochen in Istanbul im Zentrum der

Unruhen. Turs eigener Blick auf die Dinge macht ihn begehrt, er stellt ebenso international aus wie auf der Istanbul Biennale, in Frankfurt oder solo im Kunstmuseum Stuttgart.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false