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Nur echt mit Dreispitz. Selbstverständlich ist auch die KPM mit einem Friedrich-Spezialprogramm bei der Langen Nacht dabei. Im Jahr 1763 hatte der König dem Unternehmer Johann Ernst Gotzkowsky die Porzellan-Manufaktur abgekauft und sie dadurch zur „Königlichen“ gemacht. Foto: Ilona Studre

© ilona Studre

Berlin: Die Lange Nacht des Königs

Die 30. Auflage der Mondscheintouren durch die Museen steht ganz im Zeichen des 300. Geburtstages von Friedrich II.

Im Schloss Charlottenburg führt „Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint“, um 1720 von Antoine Watteau in Paris gemalt, fast ein Schattendasein. Die meisten Besucher wollen seine „Einschiffung nach Kythera“ sehen, an dem Ladenschild im Konzertzimmer hinter der Goldenen Galerie laufen sie achtlos vorbei.

Friedrich II. würde dies sicher ärgern. Schließlich war Watteau sein Lieblingsmaler, und das verschmähte Ladenschild – es war tatsächlich für diesen Zweck entstanden – hatte er selbst um 1744 erworben. „Dabei ist das Bild so kunstvoll und spannungsreich gestaltet. Ironisch wirft es einen Blick auf den Kunstbetrieb seiner Zeit“, erklärt Schlossleiter Rudolf G. Scharmann. Selbst der Louvre beneide Berlin um dieses Werk.

Zur 30. Langen Nacht der Museen an diesem Sonnabend, die dem 300. Geburtstag des Preußenkönigs gewidmet ist, bietet Scharmann mehrere Führungen durch den Neuen Flügel des Schlosses an. Dieser Trakt mit dem Weißen Saal und der Goldenen Galerie diente Friedrich II. im Sommer als repräsentativer Rahmen für glanzvolle Feste mit Musik und Tanz. „Die Goldene Galerie ist der schönste Gartenfestsaal der Rokokozeit“, schwärmt Scharmann. In seinen Mußestunden habe sich Friedrich besonders gern in die Abgeschiedenheit des Konzertzimmers zurückgezogen. Hier unter Watteaus rund drei Meter langem Werbeträger, der tatsächlich nur etwa 14 Tage über Gersaints Geschäft hing, spielte der große Kunst- und Musikliebhaber mit Vorliebe Flöte. Auch zur Langen Nacht wird in Friedrichs ehemaliger Sommerresidenz Musik erklingen: Im Weißen Saal spielen Streicher des Berliner Residenzorchesters Werke seines Kammercembalisten Carl Philipp Emanuel Bach. Auch Kompositionen aus Friedrichs eigener Feder sind zu hören.

Zahlreiche der 70 an der 30. Langen Nacht teilnehmenden Häuser bieten zum Jubiläumsjahr des Preußenkönigs besondere Programme, so auch die KPM, die unter Friedrich erst zur „Königlichen“ wurde. Die Gemäldegalerie möchte mit Führungen über den Kunstgeschmack Friedrichs und die vielen von ihm angekauften Werke wie Antonio da Correggios „Leda und der Schwan“ informieren. „Wir wollen aber nicht nur die Person des Preußenkönigs, sondern auch seine Zeit und deren Gepflogenheiten vorstellen“, sagt Museumspädagogin Ines Bellin. Daher werden ebenfalls Führungen über die Mode des 18. Jahrhunderts, über höfische Jagd und festliche Tafeln angeboten. Da Friedrich nicht nur als großer Kunstsammler, sondern unter anderem auch als Begründer des Kartoffelanbaus in Preußen gilt, gibt es auch einen „Toffel“-Workshop: Erdäpfel werden dabei zum Druckstock. In einem weiteren Workshop geht es um die Gartenkunst des Rokoko: Die Besucher entwerfen auf dem Papier fantastische Irrgärten und kolorieren sie mit Pastellfarbe.

Das wohl berühmteste Friedrich-Gemälde ist Adolph Menzels „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci“ (1852) in der Alten Nationalgalerie. Dort dreht sich ebenfalls alles um den Jubilar. Menzel zeigt den König als musizierenden Privatier. Manche Zuhörer aber scheinen vom Flötenspiel nicht besonders angetan, wirken eher gereizt oder gelangweilt, wagen dies freilich nur hinter dem Rücken des Königs zu offenbaren. Selbst Bach am Cembalo sieht etwas überheblich drein. Doch zeigt Menzel eine historische Wahrheit? Friedrich-Kenner meinen: nein. Der König habe sein Gefolge nicht zum Zuhören gezwungen und beim Musizieren nur selten ihre Anwesenheit gewünscht.

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