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Berlin: Die Mauer wird überdacht

Baubeginn für Umweltministerium am Potsdamer Platz. Regierung verteidigt Umgang mit Mauerstücken

Auf einer der markantesten Brachflächen Berlins rücken bald die Bagger an. Für den Neubau des Bundesumweltministeriums an der Stresemannstraße am südöstlichen Ende des Potsdamer Platzes wird in Kürze die Baugrube für zwei Tiefgeschosse ausgehoben. Das sagte der Sprecher des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Andreas Kübler, am Montag. Vergangene Woche war das Grundstück neu umzäunt worden. Ein 18 Meter langer Rest der einstigen Hinterlandmauer zwischen Mitte und Kreuzberg wurde vorübergehend an das andere Ende des Grundstücks umgesetzt, soll aber später in den Bau integriert werden. Das Haus besteht aus einem Neubau, der mit dem historischen Gebäude des ehemaligen preußischen Landwirtschaftsministeriums zu einer Einheit verbunden wird. Derzeit nutzt das Umweltministerium gemietete Räume am Alexanderplatz.

Begleitet wurde der Baubeginn von Protest: Der Kaufmann Erich Stanke erstattete wegen der vorübergehenden Entfernung der Mauer Anzeige wegen Denkmalbeschädigung. Er sieht sich als Besitzer der bemalten Betonteile, die vor allem bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv sind. Er begründet seinen Anspruch damit, dass er die Teile einst von DDR- Grenzsoldaten kaufte. Aus Sicht des Bundes und auch des Bundesgerichtshofes gehören die Mauerreste jedoch dem Staat, wie Amtssprecher Kübler sagt.

Ungeachtet dieses Streits sind sich Mauerschützer Stanke und Bundesbauherren zumindest darin einig, dass die Mauerstücke auch künftig am authentischen Ort zu sehen sein sollen. Wenn das 48 Millionen Euro teure Umweltministerium voraussichtlich im April 2009 eröffnet wird, werden die Mauerreste im öffentlich zugänglichen Besucherzentrum stehen, sagt Andreas Kübler. Zudem seien sie durch eine Glasfront auch von außen zu sehen. Um sicherzustellen, dass die Betonteile sachgerecht behandelt werden, habe man das Landesdenkmalamt von Anfang an beteiligt. Auch die Umsetzung der Mauer am vergangenen Donnerstag sei von Denkmalschützern begleitet worden. Ebenso sei ein Restaurator dabei gewesen, der später unter anderem einige Bohrlöcher schließen soll, die für den Transport nötig waren.

Der Entwurf nach den Plänen des Berliner Büros Geier, Maas, Pleuser sieht vor, den Anbau des Ministeriums zu teilen, so dass die Mauersegmente zwar umbaut werden, aber innerhalb der neuen Konstruktion freistehen. So entsteht eine Hofsituation in dem Neubau, der den Mauerteilen Freiraum lässt und sich trotzdem in die Flucht der Stresemannstraße einfügt. Der Anbau ergänzt den mittlerweile denkmalgeschützten Altbau des früheren preußischen Landwirtschaftsministeriums.

Die Bauarbeiten sehen nicht nur einen kompletten Umbau und die Sanierung des Altbaus vor, sondern auch die vereinfachte Wiederherstellung des historischen Daches. Im hinteren Teil des Altbaus erhält das künftige Ministerium ein neues Dachgeschoss.

Mit dem Neubau wird der Berliner Dienstsitz von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) dann insgesamt über eine Nutzfläche von insgesamt 16 600 Quadratmetern verfügen.

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