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Berlin: Die Mitnahme-Mentalität der BVG

Moderate Preiserhöhung? Die Verkehrsbetriebe kassieren fürs Mitführen von Rädern 20 Prozent mehr

Die happigste Preiserhöhung versteckt die BVG ganz unten in ihrer Liste. Die erst 2004 eingeführte Fahrradmonatskarte verteuert sich von fünf auf sechs Euro. Das klingt zunächst nach wenig, es sind aber 20 Prozent Erhöhung. Die Monatskarte fürs Gesamtnetz steigt im Preis von neun auf elf Euro – ein Plus von 22 Prozent.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg – der VBB ist das Dach von S-Bahn und BVG – spricht von einer „durchschnittlichen Preiserhöhung“ von 3,8 Prozent bei seiner „2005-Tarif-Anpassung“. Wie bei den Monatskarten erlaubt sich die BVG also besonders bei ihren sicheren Kunden Preisaufschläge. Die Karten, mit deren Verkauf die Verkehrsunternehmen Mühe haben, bleiben im Preis stabil – zum Beispiel die 10-Uhr-Monatskarte. Der Fahrradclub ADFC ärgert sich vor allem über die Abschaffung der Freizeitkarte zum 1. August. Die kostete bislang 25 Euro und galt werktags ab 18.30 Uhr und am Wochenende. „Die Freizeitkarte war das günstigste Ticket, um in den Genuss der Fahrrad-Monatskarte zu kommen“, sagt ADFC-Chef Benno Koch. Sie sei vielfach von Menschen benutzt worden, die werktags Auto fahren, und nur am Wochenende Ausflüge per Rad machen wollten. Nun kostet die günstigste Monatskarte – die 10-Uhr-Karte – genau doppelt so viel wie die Freizeitkarte. Der VBB begründete das Aus mit mangelndem Interesse, dabei sind 4000 Stück pro Monat verkauft worden. Koch, Fahrradbeauftragter des Senats, sagt, dass für die erst 2001 eingeführte Freizeitkarte so gut wie nicht geworben wurde. Dabei steigt der Anteil der Radfahrer in S- und U-Bahnen seit Jahren. Die S-Bahn transportiert mittlerweile außer 320 Millionen Fahrgästen auch 20 Millionen Räder pro Jahr.

Radfahrer, die keine Monatskarte haben, müssen bei jeder Fahrt einen Ermäßigungsfahrschein zu 1,40 Euro kaufen – wenn sie es denn wissen. An den Fahrkartenautomaten der BVG und der Bahn werden Radfahrer weiterhin zum Kauf eines teureren Fahrscheins genötigt. Dort wird als Erstes das für ganz Brandenburg geltende Radticket angeboten. Erst wer das Kleingedruckte liest und dann mehrere Tasten drückt, kommt zum AB-Ermäßigungsfahrschein für 1,40 Euro. „Ein großes Ärgernis“, findet Benno Koch. Der ADFC habe vor einem Jahr die Bahn informiert, geändert habe sich nichts. Koch schätzt, dass viele Radler deshalb zu teure Tickets kaufen.

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