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Alles Kulisse. Die „Neue Berliner Straße“ in Babelsberg wurde für die Dreharbeiten von „Babylon Berlin“ – nach den Krimis von Volker Kutscher – im vergangenen Jahr wieder aufgebaut.

© dpa

"Neue Berliner Straße": Die richtige Kulisse für eine wandelbare Stadt

In Babelsberg braucht man nur wenige Schritte, um von Kreuzberg nach Charlottenburg oder Wilmersdorf zu kommen. Vor gut einem Jahr wurde die wandelbare Stadtkulisse aufgebaut. Zurzeit ist sie im Stil der zwanziger Jahre gestaltet.

Die Straße ist gegliedert nach den Berliner Stadtteilen Charlottenburg, Kreuzberg und Wedding – hinzu kommt die Friedrichstraße. „Doch das kann ganz schnell auch Stockholm in den 1940er Jahren, London in den 70ern oder das heutige Paris werden“, erklärte Michael Düwel, Geschäftsführer des Art Departments im Studio Babelsberg und damit oberster Kulissenbauer. „Das sind nur ein paar Tage Arbeit.“

Die vor gut einem Jahr für 8,5 Millionen Euro in einem Babelsberger Gewerbegebiet aufgebaute „Neue Berliner Straße“ ist die Nachfolgerin der Außenkulisse „Berliner Straße“, in der ab 1998 mehr als 200 Filme gedreht wurden, darunter „Sonnenallee“, „Herr Lehmann“ und „Mein Führer“. 2013 wurde die Kulisse abgerissen und gut zwei Jahre später für die Serie „Babylon Berlin“ von Regisseur Tom Tykwer, die im Berlin der 1920er Jahre spielt, neu aufgebaut.

Doch die „Neue Berliner Straße“ ist mehr als eine Kulisse für die historische Hauptstadt. Jüngst hat der britische Regisseur Duncan Jones dort den Film „Mute“ gedreht, der im Berlin des Jahres 2052 spielt. Die Einwohner sind in dem düsteren Streifen meist mit Flugmobilen unterwegs.

Unterschiedliche Architekturstile

Inzwischen strahlen die Straßenzüge in dem Babelsberger Gewerbegebiet wieder im verblichenen Glanz der goldenen zwanziger Jahre. Möglich wird die enorme Wandlungsfähigkeit der Außenkulisse durch die 3-D-Werkstätten des Studios Babelsberg, wie Düwel erläutert. „Dort können die Entwürfe der Szenenbildner mit robotergesteuerten Maschinen 1:1 aus Styropor ausgeschnitten und gestaltet werden.“

Aber sie kann in wenigen Tagen so umgebaut werden, dass sie auch in London oder Paris sein könnte.
Aber sie kann in wenigen Tagen so umgebaut werden, dass sie auch in London oder Paris sein könnte.

© dpa

Diese Technik kam auch schon in der benachbarten Außenkulisse eines verwunschenen Dorfs zum Einsatz. „Das war zunächst ein englisches Mittelalterdorf mit Backsteinen“, berichtet Düwel. „Doch dann wurde dort ein Hänsel-und-Gretel-Film gedreht, der im Augsburg des 18. Jahrhunderts spielt.“ Dafür mussten an den Häusern die Backsteine gegen eine Oberfläche aus Feldsteinen ausgetauscht werden, wie sie damals in Augsburg üblich waren.

Vier Straßenzüge in unterschiedlichen Architekturstilen und mit mehreren Innenhöfen machen es möglich, die passende Kulisse für fast jede Metropole der Welt bereitzustellen, wirbt das Studio im Internet für die Außenkulisse. Und das lockt nicht nur Filmemacher, sondern inzwischen auch die Werbeindustrie, berichtet Studio-Sprecher Eike Wolf. „Im vergangenen Jahr hat Mercedes Benz hier einen Werbetrailer für den E-Truck gedreht“, erzählt Wolf.

Flexibles Arbeiten

Der große Vorteil für Filmemacher: Beim Dreh in einer realen Berliner Straße muss dort zu einem bestimmten Termin gesperrt werden – und dann regne es womöglich, erläutert Wolf. „Hier können die Teams völlig flexibel arbeiten.“

Möglich ist das durch die 3-D-Werkstätten des Studios Babelsberg.
Möglich ist das durch die 3-D-Werkstätten des Studios Babelsberg.

© dpa

Die vielbeachtete ARD-Serie „Charité“ über das berühmte Berliner Krankenhaus wurde trotzdem in Prag und nicht in Babelsberg gedreht. „Das ist ärgerlich, aber die Tschechen zahlen eine höhere Filmförderung“, meint Wolf.

Erdacht wurde die „Neue Berliner Straße“ von dem Szenenbildner Uli Hanisch. Anders als bei der T-förmigen Kulisse für Leander Haußmanns Film „Sonnenallee“ sei es für die Serie „Babylon Berlin“ – nach den Krimis von Volker Kutscher – darum gegangen, möglichst viele verschiedene Ecken von Berlin anzubieten. „Es gibt mehr als 50 verschiedene Fassaden, abgestuft von reich verziert in Charlottenburg bis glatt und arm im Wedding“, erläutert Hanisch. Als Vorlagen dienten ihm tausende Fotos aus dem Berlin vor dem Zweiten Weltkrieg. (mit dpa)

Klaus Peters

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