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Berlin: Digital-TV soll mit Verstärkern aus dem Funkloch kommen

Nach Startproblemen fordert FDP-Chef Entschädigung für Fernsehzuschauer

Nach den Empfangsproblemen mit dem neuen digitalen Antennenfernsehen (DVB-T) erwägt die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), das Sendesignal in der am meisten betroffenen Region zu verstärken. Wie berichtet, hatten sich die Antennenzuschauer vor allem rund um den Müggelsee über schlechten oder bisweilen gar keinen Empfang beschwert (siehe Kasten). Der Projektleiter der MABB, Sascha Bakarinow, bestätigte, dass man darüber nachdenke, einen so genannten „Repeater“ zu installieren, also ein Gerät, welches das Sendesignal wiederholt. Allerdings erst, „wenn klar ist, wie groß der Kreis der Betroffenen in der Region ist“.

Für Schwierigkeiten außerhalb des Funklochs, wie verzerrte Zeitlupen und Streifen im Bild, hat er bislang keine Erklärung. „Wir gehen jeder Beschwerde nach.“ So versprach Bakarinow auch, dass jeder, der bei der Servicetelefonnummer 01802 / 32 39 99 anruft und seine Adresse hinterlässt, persönlich einen Techniker ins Haus bekomme. „Wir haben bislang jedes Problem in den Griff bekommen.“ Die Zuschauer mussten sich mit der Umstellung auf Digitalempfang vergangenen Freitag eine mindestens 169 Euro teure Set-Top-Box kaufen, die für den Empfang nötig ist. In einigen Gebieten kommen nun noch Kosten für eine Zimmerantenne mit Verstärker hinzu.

Berlins FDP-Fraktionschef Martin Lindner kritisierte, dass die zusätzlichen Kosten auf die Zuschauer abgewälzt würden. Es bestehe für jeden ein Grundrecht auf Information. Die Antennenzuschauer hätten keine Wahl gehabt: Das digitale Antennenfernsehen wurde eingeführt, ob sie wollten oder nicht. „Die gucken in die Röhre und müssen dafür auch noch Rundfunkgebühren zahlen“, sagt Lindner. Er fordert: „Die betroffenen Zuschauer müssten eine Gutschrift bekommen, einen finanziellen Ausgleich.“ Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) und die MABB sollten sich überlegen, wie man die Zuschauer entschädigen könnte.

Die GEZ widerspricht diesem Vorschlag jedoch. „Die Zuschauer zahlen nicht dafür wie sie empfangen, sondern dafür, dass sie überhaupt einen Fernsehapparat besitzen“, sagt ein GEZ-Mitarbeiter aus der Kölner Zentrale. Schließlich gebe es immer noch das Kabel und den Satelliten als Alternative, hieß es.

Das sieht die medienpolitische Sprecherin der Grünen Alice Ströver ebenso: „Die Gebühren sind nicht an den Übertragungsweg gebunden.“ Dennoch kritisiert Ströver, dass den Antennenzuschauern „Sand in die Augen gestreut worden ist“. Senatssprecher Michael Donnermeyer warnt vor vorschnellen Schuldzuweisungen. „Das Digitalfernsehen ist erst wenige Tage im Betrieb. Bevor jetzt Konsequenzen gefordert werden, sollte man noch einmal genau prüfen, wo die Fehlerquellen liegen“, sagte er. Wenn die Decoder die Ursache der Störungen sind, dann sei es Sache der Hersteller darauf zu reagieren.

Der Geschäftsführer des Mietervereins, Hartmann Vetter, warnt ebenfalls vor Überreaktionen. Bislang rate er den Mietern nicht dazu, auf Kabel umzusteigen. „Ein Kabel-Vertrag ist immer noch teurer als die Set-Top-Box und eine neue Antenne.“

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