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Berlin: Diskothek La Belle: Kurswechsel im Prozess

Zäh zieht sich der Prozess um den Anschlag auf die Diskothek La Belle seit fast drei Jahren dahin, am Dienstag gab es im Saal 700 des Landgerichts gleich zwei Neuigkeiten: Der angeklagte Libyer Musbah Abdulgasem Eter räumte das erste Mal seit dem Auftakt ein, dass der libysche Geheimdienst das Attentat in Auftrag gab. "Die Angaben, die auf Malta gemacht wurden, sind richtig", sagte Eter.

Zäh zieht sich der Prozess um den Anschlag auf die Diskothek La Belle seit fast drei Jahren dahin, am Dienstag gab es im Saal 700 des Landgerichts gleich zwei Neuigkeiten: Der angeklagte Libyer Musbah Abdulgasem Eter räumte das erste Mal seit dem Auftakt ein, dass der libysche Geheimdienst das Attentat in Auftrag gab. "Die Angaben, die auf Malta gemacht wurden, sind richtig", sagte Eter. Außerdem kündigte das Gericht an, dass Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis vom 12. bis 19. Oktober mit einem Beamten des Bundeskriminalamts zu einer Zeugenbefragung in die Hauptstadt Tripolis reisen werde.

"Im Namen Gottes" - mit diesen Worten leitete Eter seine Erklärung ein. Der frühere Kronzeuge der Anklage hatte nach Prozessbeginn sein früheres Geständnis zurückgenommen. In Vernehmungen durch den Staatsanwalt auf Malta hatte er den Geheimdienst, sich selbst und die Mitangeklagten beschuldigt. Vor Gericht machte der 43-Jährige dann eine andere Gruppe für das Blutbad verantwortlich. Bei dem Anschlag vor 16 Jahren auf die überwiegend von US-Soldaten besuchte Disko starben drei Menschen. Fast allen Besuchern platzten bei der Detonation die Trommelfelle. Über 200 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen.

"Ich war Angestellter des Propagandaministeriums", sagte Eter am Dienstag. Er habe von Ali Keshlaf, damals Diplomat in der libyschen Botschaft in Ost-Berlin, die Erlaubnis erhalten, Aktionen gegen Objekte der USA vorzunehmen. Keshlaf gehört zu den Verdächtigen, die nun in Libyen vernommen werden sollen. Eter räumte ein, dass er selbst eine Art Gebrauchsanweisung überbracht habe, wie die Bombe mit einem Zünder zu versehen sei.

Neben Eter müssen sich zwei Palästinenser und zwei deutsche Frauen vor Gericht verantworten. Im April 1999 hatte bereits der Mitangeklagte Ali Chanaa ein Teilgeständnis abgelegt.

Mehlis, der die Ermittlungen seit dem Attentat vom April 1986 führt, verspricht sich etwas von seiner geplanten Libyenreise. "Ich erwarte, dass die Libyer einiges aufklären und sich von ihrer Vergangenheit trennen werden." Nach seiner Auffassung gibt es "keine ernsthaften Zweifel mehr über Libyens Urheberschaft" an dem Anschlag. Das afrikanische Land hat angeboten, sechs von der deutschen Justiz benannte Zeugen von libyschen Richtern befragen zu lassen. Mehlis und der BKA-Beamte sollen an der Vernehmung teilnehmen.

Die USA hatten Libyen von Anfang an für die Tat verantwortlich gemacht und kurz nach dem Anschlag Luftangriffe gegen das Land geflogen. Seit einiger Zeit bemüht sich Gadhafi, die internationale Isolation zu durchbrechen. So hatte die libysche Führung maßgeblichen Anteil an der Befreiung der Geiseln, die auf der Insel Jolo von philippinischen Rebellen gekidnappt wurden. "Das Auswärtige Amt sollte die Großzügigkeit Gadhafis jetzt auch im La-Belle-Verfahren ausnutzen", sagte Nebenklagevertreter Stephan Maigné.

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