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Berlin: Doris Schröder-Köpf und Sönke Wortmann stellen ein Schul-Projekt vor, das Jugendlichen helfen will, bevor sie ausreissen

"Keiner hat mich angesprochen und gefragt, was ist denn los?", sagt die junge, raue Stimme aus dem Off.

"Keiner hat mich angesprochen und gefragt, was ist denn los?", sagt die junge, raue Stimme aus dem Off. Dann kommt ein Mädchen ins Bild. Sie erzählt von ihrem letzten Besuch bei ihrer Mutter. "Ich will keine Zoo-Nutte", habe die durch den Spalt in der Wohnungstür gekeift - Szenen aus einem Dokumentarfilm über Straßenkinder in Berlin, produziert vom Regisseur von "Der bewegte Mann", Sönke Wortmann. Der Film ist Teil eines Medienpakets, das der Verein "Off-Road-Kids" für Schulen in ganz Deutschland entwickelt hat. Das "Buddy"-Projekt soll vorbeugend wirken. Kinder und Jugendliche haben oft romantische Vorstellungen vom Leben auf der Straße. Ihnen werde gezeigt, "dass es in Wirklichkeit höllisch ist, dass es viele Abhängigkeiten und keine wahren Freundschaften gibt", sagte gestern die Schirmherrin Doris Schröder-Köpf bei der Präsentation des Projekts. Die Journalistin und Frau des Bundeskanzlers findet vor allem die "Buddy"-Idee des Vereins unterstützenswert: Ein "Buddy" ist ein Schulkamerad oder eine Freundin aus der Klasse, die sich um Kinder kümmert, die vernachlässigt oder missbraucht werden und davon träumen, einfach abzuhauen, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Markus Seidel. Gefördert werden soll der Zusammenhalt von Schulklassen der 1. Sekundarstufe (Klassen 7 bis 10) durch Gruppenspiele zum Thema Jugendprobleme und Straßenkinder. Die Übungen werden Lehrern und Schulsozialarbeitern in Arbeitsmappen vorgeschlagen. Die Kinder bekommen ein eigenes Heft, das Jugendmagazin "Buddy", in dem sie die wie eine Bravo-Foto-Story aufgemachte Geschichte von "Tanja, 15 Jahre" lesen können: Tanja haut ab von "Mum". Die lebt nämlich mit dem "miesen Schwein" Erhard zusammen, und der stellt Tanja nach. Sie denkt an Selbstmord, landet auf der Straße. Aber das war nur ein böser Traum, denn Sandra, "die Netteste aus der Klasse", hat einfach gefragt, was los ist und die Vertrauenslehrerin eingeschaltet. Außerdem gibt es eine Reportage über Straßenkinder in Berlin, "8 goldene Streitregeln" für zukünftige "Buddies" und Tipps für scheinbar ausweglose Situationen.

Kinder sollen im "Buddy"-Projekt auch lernen, dass sie Rechte haben - zum Beispiel zum Jugendamt zu gehen, ohne dass es die Eltern gleich erfahren, sagt Markus Seidel. Der Verein "Off-Road-Kids", dessen Aktivitäten weitgehend von der Telekommunikations-Gesellschaft Mannesmann finanziert werde, beschäftigt auch fünf Streetworker, zwei davon in Berlin.Das Medienpaket mit Video, Arbeitsmappe und 30 Jugendmagazinen kann gegen eine Schutzgebühr von 29,50 Mark bestellt werden (Informationen unter Telefon 0211/533 3940 oder Fax 0211/533 2154).

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