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Berlin: Dressman

Man kann sie sich vorstellen: die langen gramvollen Nächte, die die japanischen Protokollbeamten sich um die Ohren schlugen, um zu erdenken, was zu tun sei, wenn sich der avisierte Gast aus Deutschland auch in ihrem Land daneben benehmen würde. Flammend die Erinnerung an den anno 2004 in Thailand mit beigem Anzug und rosa Krawatte unter einheimischen Wirtschaftsbossen herumwandelnden Berliner Regierenden.

Man kann sie sich vorstellen: die langen gramvollen Nächte, die die japanischen Protokollbeamten sich um die Ohren schlugen, um zu erdenken, was zu tun sei, wenn sich der avisierte Gast aus Deutschland auch in ihrem Land daneben benehmen würde. Flammend die Erinnerung an den anno 2004 in Thailand mit beigem Anzug und rosa Krawatte unter einheimischen Wirtschaftsbossen herumwandelnden Berliner Regierenden. Nun sollte eben dieser auch ihr auf Etikette so sehr bedachtes Land heimsuchen. Oh Schreck! Was würde er diesmal tragen? Einen rosa Anzug mit beiger Krawatte? Einen karierten? Eine Pappnase? Und wer würde sich in den Fällen sofort entleiben müssen? Der oberste Protokollbeamte? Der Ministerpräsident? Der Gast? Alles ganz entsetzlich, das Protokoll wand sich – bis es dann doch eine Lösung fand, so schön wie die aufgehende Sonne selbst. Dem bekleidungsanarchischen Gast aus der Lumpenstadt Berlin würde man, sobald er japanischen Boden betritt, eine Shinto-Kutte über die Schultern werfen. Mit der ist man in Japan immer richtig angezogen. Und falls nicht, ist sie wenigstens der richtige Dress für einen protokollarisch akzeptablen Harakiri.

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