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Weinmeisterstraße

© Doris Spiekermann-Klaas

Drogenhandel: Ungestört in der U-8

Berlin Mitte, U-Bahnhof Weinmeisterstraße - direkt am Hackeschen Markt blüht schon seit Jahren der Drogenhandel. Das Problem ist bekannt. Seit Juni ist eine Sonderkommission der Polizei im Einsatz. Sichtbare Erfolge fehlen.

Auf dem U-Bahnhof Weinmeisterstraße in Mitte hocken sie gemütlich auf der Bank, die Füße auf der Sitzfläche abgestellt. Sie sind vielleicht 15, 16 und 20 bis 22 Jahre. Eine Gruppe von vier jungen Männern, aus einem ihrer Handys tönt orientalische Musik. Dann fährt der U-Bahnzug aus Richtung Wittenau ein. Ein älterer Mann steigt aus, geht geradewegs auf die jungen Leute auf der Bank zu. Während er die Hand zum Abklatschen entgegenstreckt, schlägt einer aus der Gruppe ein und steckt ihm dabei ganz unauffällig ein Tütchen zu. Dann drehen sie sich kurz um, taxieren die Anwesenden auf dem Bahnsteig.

Ein übliches Drogengeschäft, wie es seit Jahren auf der U-Bahnlinie U8 zum Alltag gehört. Der U-Bahnhof Weinmeisterstraße gilt ebenso wie der nahe gelegene Weinbergspark als Drogenschwerpunkt. Gleiches gilt für den Bahnhof Bernauer Straße eine Station weiter. Die jungen Männer, die eben noch auf der Bank am Bahnhof Weinmeisterstraße saßen, hüpfen im nächsten Moment in den Zug, um an der Bernauer Straße auf Kunden zu warten.

"Kein Schalter, den man einfach umlegen kann"

Eigentlich sollten die Dealer längst vertrieben worden sein. Denn im Mai hatte die Polizei angekündigt mit einer neu gegründeten Sonderkommission beim Landeskriminalamt offensiv dagegen vorzugehen. Die Soko, die den Namen „Sinod“ (Sicher im Nahverkehr ohne Drogen“) trägt, soll seit Juni verhindern, dass den Rauschgifthändlern weiterhin „günstige Tatgelegenheiten im U-Bahnverkehr“ geboten werden. Doch von den Soko-Fahndern ist nichts zu sehen. Jedenfalls nicht für den normalen U-Bahnfahrgast.

„Das funktioniert auch nicht wie bei einem Schalter, den man einfach umlegen kann“, sagte ein Polizeisprecher. Der Sinod gehe es nicht darum, die „kleinen Drogenhändler“ zu observieren. Vielmehr seien es die Hintermänner, sozusagen die großen Fische, die die Sonderkommission interessieren. Sie sei dafür zuständig, die Informationen der einzelnen Drogenfahnder „zu verdichten“, sagte der Sprecher. „Der Erfolg der Arbeit ist sicher erst nach mehreren Monaten zu erkennen.“ Trotzdem seien tagtäglich Polizisten in Uniform, aber auch Fahnder in Zivil, wie die Sinod-Ermittler, im Einsatz.

Und die jungen Männer mit Basecaps, die sich nun auf der Sitzbank am U-Bahnhof Bernauer Straße tummeln, beliefern seelenruhig ihren nächsten Kunden. Der Mann, vielleicht Anfang 50, schiebt ein klappriges, pinkfarbenes Damenfahrrad neben sich her. Dann steckt einer ihm etwas zu. „Ick habe die neun Euro gegeben, einen schulde ich Dir noch“, sagt er zu dem höchstens 15-jährigen Jungen mit den dunklen Augen. Der wird ungeduldig und fordert den Fehlbetrag. Der Mann kramt in seiner Tasche, schließlich reicht er das Restgeld nach und zieht mit seinem Tütchen von dannen.

Die Händler lehnen sich auf der Bank zurück und zünden sich Zigaretten an. Auch das Rauchverbot auf dem Bahnhof stört sie nicht.

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