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Hoher Grundwasserspiegel: Droht auch auf der U 5-Baustelle ein Wassereinbruch?

Immer wieder macht das Grundwasser auf Berliner Großbaustellen Probleme. Auf der Baustelle am Leipziger Platz wird derzeit das Leck abgedichtet.

Der Wassereinbruch an der Großbaustelle für ein Einkaufszentrum am Leipziger Platz, der den U-Bahn-Verkehr auf der U 2 unterbrochen hat, soll keine Auswirkungen auf den Weiterbau der U 5 haben. Der Spatenstich für die Arbeiten zur Schließung der Lücke zwischen den Stationen Alexanderplatz und Brandenburger Tor ist für den 24. April vorgesehen. Doch auch dort wird im kritischen Grundwasserbereich gebohrt.

„Wir haben unsere Sicherheitssysteme optimiert“, sagte Projektleiter Jörg Seegers am Sonntag dem Tagesspiegel. Er sehe keine Veranlassung, an der U 5-Baustelle etwas zu ändern, auch wenn er noch nicht wisse, was zum Wassereinbruch am Leipziger Platz geführt hat.

In der riesigen Baugrube für das Einkaufszentrum, durch die der 1908 eröffnete Tunnel der U-Bahn führt, war am Freitagmittag beim Bohren für Betonwandverankerungen Wasser eingebrochen. Die Anker waren 25 Meter tief auf beiden Seiten des Tunnels in die Erde getrieben worden, um den Tunnel zu schützen. Der Tunnel selbst ist nicht beschädigt. Weil aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich unter der Anlage ein Hohlraum gebildet hat, stellte die BVG den Verkehr zwischen Potsdamer Platz und Mohrenstraße vorsichtshalber ein. Möglicherweise kann der Betrieb erst in einigen Wochen wieder weitergehen. Vorher muss ein geologisches Gutachten erstellt werden. Die durch die Sperrung verursachten Kosten will sich die BVG vom Bauherren erstatten lassen.

Dass es zu dem Wassereinbruch kam, hat Fachleute nicht überrascht. Das Grundwasser steht in Berlin sehr hoch, das Ausheben von Gruben ist daher für die Ingenieure fast immer eine große Herausforderung. Am Leipziger Platz haben die Bautrupps schnell reagiert. Vorbildlich nennt das BVG-Sprecherin Petra Reetz. Die Bauleute hätten das Problem ohne Verzug gemeldet und durch das Einschütten von Sand, Kies und auch Beton versucht, das sprudelnde Wasser zu stoppen. Das sei wohl auch gelungen. Am Tunnel der U-Bahn sind nach Angaben von Reetz innen und außen Sensoren angebracht, die Schäden unmittelbar melden. Die hätten bisher nicht reagiert, das Bauwerk sei daher wohl stabil.

Auch beim Weiterbau der U 5 will man durch eine regelmäßige Überwachung stets wissen, was im Boden und an den Häusern entlang der 2,2 Kilometer langen Strecke passiert. Das sagte Projektleiter Jörg Seegers schon früher. Mit Baugrund kennt er sich aus. Der Ingenieurgeologe arbeitete unter anderem am Bau von Tunneln für die Bahn und auch beim unterirdischen Bahnhof unter dem neuen Abfertigungsgebäude des Flughafens in Schönefeld mit. Auch dort lag die Baugrube im Grundwasser, ein Eindringen konnte aber vermieden werden. Dagegen war etwa beim Bau des Nord-Süd-Tunnels und der parallel errichteten Röhre für die U-Bahn am Hauptbahnhof mehrfach Grundwasser in die Gruben geschwappt. Den größten Schaden richtete im Sommer 1997 ein Leck an. Danach musste ein Teil des Tunnelrohbaus vorübergehend geflutet werden, um die Anlage zu stabilisieren. Erst nach dem Abdichten konnte das Wasser wieder abgepumpt werden.

Grundwasser bleibt oft auch ein Problem, nachdem die Bauleute abgezogen sind. Die Tiefgarage am Potsdamer Platz ist seit Jahren undicht, die Ursache ist noch immer nicht gefunden. Auch in anderen Bereichen der Stadt klagen Hausbesitzer über feuchte Keller, was auf den gestiegenen Grundwasserpegel zurückgeführt wird. Im Tunnel „Ortskern Tegel“ der Autobahn A 111 musste die Fahrbahn bereits mehrfach gesperrt werden, weil eindringendes Wasser Schäden verursachte. Und die BVG ist derzeit dabei, ihre alten Tunnel aufwändig neu abzudichten, wie zum Beispiel den der U 2 an der Tauentzienstraße. Berlin ist eben auf Sand – und Wasser – gebaut.

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