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Fotofaxen. Genervt vom Blitzlichtgewitter holt Bruce Willis sich im Regent Hotel einen Fotografen an die Seite, der seinen Kollegen das Blitzen austreiben soll. Foto: Eventpress Radke

© Eventpress Radke

Comicverfilmung: Ein Actionheld kennt keinen Ruhestand

Bruce Willis präsentiert seinen neuen Film, die Comicverfilmung „R.E.D.“, in Berlin. Er möchte Filme machen, bis seine Knochen klappern. Wir geben einen Einblick in den Comic zum Film.

Der kahle, wohlgeformte Charakterschädel ist präsent wie immer, nur dahinter hat sich ein großes Quantum Müdigkeit eingenistet. Bruce Willis spricht wie in Zeitlupe, seine Reibeisenstimme droht gänzlich auszuleiern. „So ist er immer“, sagt eine Kollegin aus Wien. Kein Grund zur Besorgnis.

Der härteste Polizist der Filmwelt ist für einen kurzen Aufenthalt nach Berlin geflogen, um seinen neuen Film „R.E.D.“ vorzustellen, eine Actionkomödie nach einem Comic von Bestseller-Autor Warren Ellis („Transmetropolitan“) und Zeichner Cully Hamner. Es ist nach „Sin City“ und „Surrogates“ die dritte Comicverfilmung, der Willis Schädel und Stimme leiht. Warum er das tut? Weil er Comics mag, sein Lieblingsheld ist Superman. „Ich liebe es zu fliegen“, sagt Willis. Genau wie der vom Planeten Krypton stammende Superman.

In „R.E.D.“ spielt Willis den Top-CIA-Agenten Frank Moses, der nicht ganz freiwillig seinen Vorruhestand antritt und dabei vor völlig neuen Herausforderungen steht: Das Haus weihnachtlich dekorieren und die richtigen Worte für einen Telefonflirt mit der Frau von der Rentenkasse finden. Das mit dem Flirten ist Bruce Willis auch im richtigen Leben nicht immer leicht gefallen, gibt er zu. „I had bad dates.“ Nähere Details waren ihm nicht zu entlocken.

Im Film geht die Gewöhnung an das Stillsitzen auf der eigenen Veranda nicht lange gut. Ein Killerkommando klopft an Moses’ Tür, um irgendeine offene Rechnung letal zu begleichen. Jetzt zeigt Willis, dass er geistig und körperlich noch gut in Form ist, ruft seine alten Kampfkumpane zusammen, die sich auch schon aufs Altenteil zurückgezogen hatten. Die vordergründige Botschaft des Streifens: Niemand gehört einfach so aus der Gesellschaft entsorgt und durch „jüngere, technologisch versiertere Kollegen“ ersetzt, wie es im Programmheft heißt.

Auf der Pressekonferenz im Regent Hotel kreisten die meisten Fragen um dieses Thema, aber Willis ließ sich keine Altersweisheiten entlocken. Eigentlich sei er ja viel zu jung für diese Rolle. „Sie haben den Falschen gecastet.“ Im übrigen sei er als Privatmensch extrem ungefährlich. Dass Schauspieler nicht in Rente geschickt werden können, sei ein großes Glück. Und überhaupt sollten sie mal langsam „die Regeln ändern“, damit keiner mehr gegen seinen Willen aus dem Arbeitsleben befördert wird. Er selbst werde noch Filme drehen, wenn seine Knochen schon klappern, „bis ,Stirb langsam‘, Teil 212“, sagt Willis und krächzt: „Ich werde eine letzte Kugel feuern.“

Keine Anekdoten vom Set, keine Geheimnisse aus seinem Privatleben. Willis bleibt seiner Rolle als wortkarger Held treu. Allenfalls Anspielungen auf seine Socken amüsieren ihn. Sie fallen durch ein rosarotes Trapezmuster auf, eine Referenz an den Filmtitel. Als ein Handy klingelt, reagiert er spontan: „Für mich? Da möchte jemand wissen, wo er die Socken kriegen kann.“ Die Journalisten wollen ein paar Worte auf Deutsch hören, bitte, bitte, bitte! Aber Willis, dessen Mutter Deutsche ist, hat einfach keine Lust. Erst wenn er in Berlin einen Film gedreht hat, werde er was auf Deutsch sagen, aber es gebe bislang keine Angebote. „Ich stehe zur Verfügung.“

Am Set für „R.E.D.“ traf Willis auf gute Bekannte wie Morgan Freeman („Million Dollar Baby“) und John Malkovich. Etwas überraschend, dass Helen Mirren („The Queen“) mitmachte, aber es ist eben kein kruder Actionfilm, sondern ein mit viel Ironie und Selbstironie gespicktes AllStar-Movie. Regisseur ist der Deutsche Robert Schwentke, den Willis als „sehr organisiert“ lobt.

Die Fotografen bekommen noch einen Rüffel, weil sie so viel blitzen. Geht eben an die Nerven, so ein Starkult. Aber zum Schluss bringt Willis dann doch noch etwas Versöhnliches auf Deutsch: „Vielen Dank für alles.“

Zum Weiterlesen: Der Film basiert auf der gleichnamigen dreiteiligen Miniserie von Warren Ellis und Cully Hamner, die 2003 und 2004 erstmals erschien, 2009 als Sammelband veröffentlicht wurde und jetzt auch auf Deutsch bei Panini veröffentlicht wird.

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