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Berlin: Ein Fest für die Freundschaft

„Merkozy“ ist Programm, das findet der französische Botschafter schon lange.

Am Montag war sein Präsident Nicolas Sarkozy zu Besuch bei Angela Merkel in Berlin. Die besondere Beziehung des französischen Botschafters Maurice Gourdault-Montagne zu Deutschland begann aber lange vor Erfindung des Begriffes „Merkozy“. Als er 15 Jahre alt war, nahm er an einem deutsch-französischen Pfadfinder-Austausch im Massif Central teil. Mit den deutschen Jungs verstand er sich auf Anhieb richtig gut, aber das war wohl nicht der einzige Grund für seine spätere Deutschlandaffinität. Ein Austauschprogramm, das ihn während des Studiums nach Freiburg im Breisgau führte, „nah an Frankreich, aber eine ganz andere Welt“, vertiefte seine Zuneigung, die gewiss nicht selbstverständlich ist. Er entstammt einer alten Familie aus Paris, deren Stammbaum sich bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Den Begriff „Erzfeind“ kennt er durchaus noch. Der Vater war Kriegsgefangener in Deutschland, beide Großväter haben im 1. Weltkrieg gegen die Deutschen gekämpft. Der 58-Jährige ist der Erste aus seiner Familie, der keinen Krieg zwischen Deutschland und Frankreich miterlebt hat, sondern die Früchte der Freundschaft zwischen beiden Ländern genießt, die vor fast einem halben Jahrhundert gesät wurden.

Intensiv stürzt er sich derzeit in die Vorbereitungen zur Feier des 50-jährigen Jubiläums des Elysée-Vertrags, den Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Januar 1963 unterzeichneten, um damit die deutsch-französische Freundschaft zu besiegeln. Schon ab September soll gefeiert werden, denn da jährt sich der Tag der großen Rede von Charles de Gaulle an die Jugend. Für ein Festkonzert wurde eine Komposition in Auftrag gegeben und ein Tanzfestival wird ebenfalls vorbereitet. Um Mittel für weitere Kulturprogramme aufzutreiben, lud der Botschafter kürzlich Repräsentanten unter anderem von Michelin, Air France und der Robert-Bosch-Stiftung zum „Diner de Mécénat“ in die Botschaft am Pariser Platz. Er will diese Netzwerke weiter ausbauen, schwärmt von 2000 Städtepartnerschaften, von den lebendigen Austauschprogrammen, an denen seit der Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks schon 15 Millionen junge Leute teilgenommen haben.

Dass er selbst zu einem Modell für die deutsch-französische Freundschaft wurde, ist auch glücklichen Zufällen zu verdanken.

Sicher hat dazu beigetragen, dass er im Sommer 1988 als politischer Botschaftsrat nach Bonn kam und erst 1991 weiterzog. Die Zeit der Wende und des Mauerfalls hat er intensiv mit deutschen Freunden erlebt, die Erinnerungen daran stecken für ihn voller großer Emotionen. Dass sein viertes Kind an dem Tag geboren wurde, an dem Honecker gestürzt wurde, ist Teil dieser Erinnerung: „Ein großer Tag für die Deutschen, aber auch ein großer Tag für unsere Familie“, sagt er in seinem fließenden Deutsch. Maurice Gourdault-Montagne war außenpolitischer Berater bei Chirac, war Botschafter in Tokio und London. Fünf Kinder im Alter zwischen 20 und 30 Jahren hat er. Die Kinder besuchen ihn gern in Berlin. „Alle jungen Leute sind gern in Berlin, sie lieben die Freiheit, die Weite.“ Viele Franzosen, hat er beobachtet, lernen Deutschland bei Kurzreisen über Berlin neu kennen. Diese Stadt spiegelt für ihn die deutsche Seele, „die Wunden und die Werte“.

Er lebt in der Botschaft am Pariser Platz, auch wenn es ihm da manchmal ein bisschen zu laut ist. In seiner Freizeit geht er am liebsten ins Theater. Seine Hobbys klingen auch recht deutsch: Lesen, Musik hören, spazieren gehen, Rad fahren. Er erkundet die Mark Brandenburg mit Fontane unterm Arm.

Das Bild, das bei seinem Amtsantritt hinter dem Schreibtisch hing, hat er rasch gegen eine bunte Deutschlandkarte ausgetauscht. Es liebt es, durch die neuen Bundesländer zu reisen, Dresden, Leipzig, Erfurt, so viele Ausstellungen hat er gesehen, die ihn begeistert haben. Den tiefsten Eindruck aber hinterließ ein Spaziergang durch den Park von Sanssouci. Hier wehte ihn plötzlich die Tiefe der gemeinsamen Kultur an, Voltaire, Friedrich der Große, die Skulpturen, die Ludwig XIV. nach Preußen schickte. „Es gab immer eine kulturelle Affinität, eine Anziehungskraft zwischen Deutschen und Franzosen, die Jahrhunderte alt ist.“

Auch kulinarische Kunst liegt ihm am Herzen. Heute eröffnet im Institut Français die Ausstellung „Au p’tit resto santé“ über gesunde Ernährung. Wie viele Früchte die Freundschaft getragen hat, war bei der Euro-Rettung zu beobachten. Das Gefühl, dass Deutschland und Frankreich zusammengehören, sei sehr stark im Moment: „Das spüre ich, wo ich auch hingehe.“

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