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Berlin: Ein Kreuz über der Stadt

Millimeterarbeit in 90 Meter Höhe – nun ist der Berliner Dom wieder komplett

„Jetzt ist er endlich wieder ganz!“ Dompredigerin Petra Zimmermann steht im Lustgarten vor dem Berliner Dom und blickt nach oben, zur Kuppel, auf der das neue Kreuz samt Goldkugel und Unterbau in der Morgensonne glänzt. Die Predigerin strahlt. Sie sei „total erleichtert“. Ein Gebet habe sie gesprochen, leise für sich, als morgens um viertel nach acht der rote Kran die prächtige Kuppelkrönung in Richtung Himmel zog. „Bitte mach, dass nichts passiert!“

Es ist nichts passiert. Aufhub und Montage haben perfekt geklappt. Dabei hatte der Dienstagmorgen grau und regnerisch begonnen. Das Geniesel war jedoch kein Problem, nur bei starkem Wind hätte man die Aktion verschieben müssen – ein in 90 Meter Höhe durch die Luft pendelnder 12-Tonnen-Trumm mit 15 Meter Höhe wäre einfach zu gefährlich gewesen.

Bereits früh um sieben hatten sich eine Handvoll Gemeindemitglieder, Mitarbeiter des Doms, Bauleute und zahlreiche Medienvertreter auf der Brache nördlich des Doms zu einer Andacht versammelt. Petra Zimmermann predigte: „Die Nacht ist vergangen, ein neuer Tag hat begonnen“. Regenschirme klappten auf, Fotoapparate klickten. Das Domkreuz fehle in der Stadt, stellte Zimmermann fest. Auch als sichtbares Zeichen dafür, „für wen dieser Dom gebaut wurde und wer dort angebetet wird.“

Nach dem Segen ging es los. Die Metallbauer verbanden das Kreuz mit dem Kranhaken, Sicherungshaken rasteten ein. Letzte Besprechungen. Alles fertig? Alles fertig. In diesem Augenblick riss die Wolkendecke auf. Ein Gleißen von Gold, Zuschauer vor und hinter dem Bauzaun kniffen die Augen zusammen. Langsam hob sich die Krönung vom Boden. Ein majestätischer, lautloser Flug. Nach einer Viertelstunde stand das Kreuz oben auf dem Dom.

„So soll es sein“, freut sich Dombaumeister Stefan Felmy. „Alles ist planmäßig verlaufen.“ Die 32 Schrauben, die den Aufbau halten, sind festgezogen worden, danach mit dem Untergrund verschweißt. Später wird ein Kletterer den Kranhaken vom Kreuz lösen. Die Sicherheitsnetze rund um die Kuppel-Laterne blieben noch zwei Wochen hängen, sagt Felmy. Detailarbeiten. Endgültig fertig wird die Kuppel erst Ende des Jahres.

Das alte, verrostete Kreuz werde vielleicht auf einen Gemeindefriedhof versetzt, erzählt Petra Zimmermann. Teile des vergoldeten Kupferblechs des alten Unterbaus sollen von UdK–Studenten zu Kunst gemacht werden. Der Rest wird stückweise in aufwändigen, auf 400 Stück limitierten Passepartouts zum Verkauf angeboten – für 400 Euro pro Exemplar. Schließlich hat die gesamte Sanierung insgesamt 1, 42 Millionen Euro gekostet. Jan Oberländer

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