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Berlin: Ein Regen aus Küssen und roten Rosen

Die Schauspielerin Brigitte Mira verrät an ihrem 94. Geburtstag das Geheimnis des Glücks. Die Gäste loben die schönsten Eigenschaften der Jubilarin

Den Knuddeltest gewinnt eindeutig der Regierende Bürgermeister. Noch bevor er seinen Strauß aus roten und weißen Rosen überreicht, küsst Klaus Wowereit Brigitte Mira auf den Mund. Und als das heute 94-jährige Geburtstagskind Nachschlag fordert, nimmt er sie erst mal ganz eng in den Arm. Auf der Bank in der Leibnizklause sitzt er rechts von der Jubilarin. Links sitzt der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, auch ein alter Freund, aber einer, der Gefühle lieber in wohlgesetzte Worte kleidet als in Taten: „Es gibt Künstler, die gehören in einer ganz besonderen Weise zu einer Stadt.“ Brigitte Mira und Berlin, die bilden so ein Paar. Wie lange er sie schon kennt, weiß Diepgen nicht mehr. Sind halt alte Freunde. Im Hintergrund steht Otto Ziege, der nicht nur als Chef des Sechs-Tage-Rennens ein wichtiger Mann ist in Berlin. Ihm gehört vor allem auch die Tankstelle nahe der Leibnizklause, die seit etwa dreißig Jahren die Stammkneipe von Brigitte Mira ist. Wenn sie kommt und sagt: „Du Otto, ich geh nur mal rasch Abendbrot essen“, dann darf sie bei ihm parken, das ist Ehrensache. „Sie ist ein solches Vorbild!“, schwärmt der 77-Jährige. „Gucken Sie doch mal, wie viele Leute heute schon mit 50 keine Lust mehr haben zu arbeiten.“

Brigitte Mira nimmt die Sonnenbrille aus dem leuchtend roten Haarschopf, der sich vorteilhaft abhebt von ihrem royalblauen Kostüm: „Ich habe gerade einen Film in Leipzig gemacht, der sehr gut ist“, sagt sie in die hungrigen Kameras. Was ihr am wichtigsten ist? „Gesundheit“, antwortet sie. „Damit kannst du alles machen.“ Auf die Frage, was Glück für sie bedeutet, lacht sie fröhlich und zieht mit der Hand einen weiten Kreis durch den Raum: „Wenn Freunde um mich herum sind und mir sagen, wie gut ich bin.“ Die Freunde stehen zwischendurch immer mal wieder Schlange. Alfred Biolek lobt ihre großartige Haltung, schon weil sie zeigt, „dass auch alte Menschen noch an allem teilnehmen können“. Was er mitgebracht hat? Einen echt guten Tipp: „Ich schicke Blumen grundsätzlich immer erst eine Woche nach dem Geburtstag, dann sind die anderen schon welk und meine noch ganz frisch.“

Judy Winter kommt, Wolfgang Völz, der Biggi, wie sie oft genannt wird, seit 52 Jahren kennt und von ihrer „ungeheuren Professionalität“ schwärmt, und natürlich Regina Ziegler, ihre beste Freundin. Auf die Frage, was sie an ihr am meisten mag, sagt die mächtige Filmproduzentin schlicht: „Alles!“ Die Söhne Thomas und Robert bezeichnen sich als Lebenskünstler, Enkelin Carolin erwägt immerhin in die großen Fußstapfen zu treten. „Sie war nie die typische Oma, mit der man Kuchen backt“, sagt die blonde 23-Jährige. „Ich habe sie auf der Bühne als Star erlebt und hinter der Bühne als unglaublich herzlichen Mensch, wie sie mich immer ganz fest an sich gedrückt hat.“

Theatermann Claudio Maniscalco erzählt, wie vor vier Jahren alle Versicherungen der Mira eine Police für die Inszenierung der „Bettelkönigin von Moabit“ verweigert haben, und wie sie ihm schließlich in die Hand versprochen hat: „Schätzelchen, ich werd nicht krank und ich sterbe nicht, solange das läuft.“ Der Leierkasten im Eingang spielt weiter. Immer neue Gratulanten drängen nach, trinken Sekt, essen Schnitzel, essen Erdbeeren, stapeln Päckchen mit roten Herzen drauf vor der Jubilarin. Klaus Wowereit hat seinen Ehrenplatz inzwischen geräumt und auch seine Worte wiedergefunden. Er lobt Brigitte Miras „ungeheure Bühnenpräsenz“, ihre Menschlichkeit und vor allem: „ihre Lebensfreude!“

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