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Berlin: Ein wahrhaft seltenes Gewächs: Brandenburger Wein Reben wachsen zwar wieder an mehreren Orten. Doch nur in Werder ist der Anbau professionell

Werder - Theodor Fontane hatte für den Wein aus Brandenburg nur Spott übrig: „Märkischer Erde Weinerträge gehen durch die Kehle wie eine Säge“, dichtete er. Fontane bezog sich zwar speziell auf Kostproben von den Oderhängen bei Lebus, aber die Weinkenner rümpften allgemein die Nase beim Verkosten der nicht sehr edlen Tropfen aus der Mark.

Werder - Theodor Fontane hatte für den Wein aus Brandenburg nur Spott übrig: „Märkischer Erde Weinerträge gehen durch die Kehle wie eine Säge“, dichtete er. Fontane bezog sich zwar speziell auf Kostproben von den Oderhängen bei Lebus, aber die Weinkenner rümpften allgemein die Nase beim Verkosten der nicht sehr edlen Tropfen aus der Mark.

Nun aber gibt es überall im Land Versuche, angesichts der offensichtlichen Klimaveränderung den Weinanbau auch in diesen Gefilden wieder zu beleben. Reben wachsen bereits im uckermärkischen Annenwalde, auf dem Schlossberg in Luckau, am Kloster Neuzelle, in Sperenberg, in Densow bei Templin, in der Nähe von Guben – und im Park Sanssouci. Doch die Flächen sind jeweils nur wenige Hundert Quadratmeter groß. Schlieben bei Herzberg aber kann immerhin auf einen Hektar verweisen, auf dem Wachtelberg über Werder wachsen Reben auf 6,5 Hektar.

Dabei gehörte Werder einst zu den größten Weinanbaugebieten Norddeutschlands. Sogar an Preußens Königshöfen sollen Werderaner Tropfen serviert worden sein. Mitte des 18. Jahrhunderts betrug die Anbaufläche noch rund 200 Hektar. Doch der Niedergang begann hier wie in ganz Brandenburg mit dem Bau der Eisenbahn. Bald stellte der Weintransport aus dem Süden kein Problem mehr dar. 1835 hielt in Werder der erste Zug, kurze Zeit später verschwanden die Rebstöcke. Auf den Flächen wuchsen nun Obstbäume. Auch einige harte Winter und der Anstieg des Bierkonsums trugen zum Niedergang des Brandenburger Weines bei. An die alten Zeiten erinnern heute nur noch Straßennamen wie „Am Weinberg“ oder „Weinbergstraße“. Die sind gerade in der Niederlausitz weit verbreitet, wo es bis 1850 in jedem zweiten Ort einen Weinbarg gab, wie eine Ausstellung im Lübbener Schlossmuseum zeigt.

Und in absehbarer Zeit wird Brandenburg auch nicht wieder zum Weinland werden. Denn die EU lässt keine Ausdehnung der anerkannten Flächen zu, um die jetzt schon beträchtliche Überproduktion nicht weiter zu erhöhen. Nur wenn irgendwo alte Gebiete aufgegeben werden, bestünde die Chance auf neue Anlagen.

Außerdem hat sich der Ruf des märkischen Weins nicht entscheidend verbessert. „In unserem Lager stehen noch 45 000 Flaschen aus den beiden vergangenen Jahren“, sagt Manfred Lindicke, der den Werderaner Wachtelberg seit 1996 bewirtschaftet. „Die müssten weg, denn jährlich produzieren wir 30 000 Flaschen Weiß- und Rotwein und 3000 Flaschen Sekt.“ Gekeltert wird übrigens in Kloster Pforta im Saale-Unstrut-Gebiet. Und die Schliebener liefern ihren Rebensaft nach Meißen, und bekommen jährlich rund 6000 Flaschen Wein zurück.

Die Ausstellung über die Weinberge der Niederlausitz ist bis 3. Oktober geöffnet. Weitere Informationen: Museum Schloss Lübben, Ernst-von-Houwald-Damm 14, 15907 Lübben, Telefon 03546/187478. Im Internet: www.luebben.de

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