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Jubelstimmung. Die Bilder der Einheitsfeier vor 20 Jahren auf dem Platz der Republik sollen diesmal auf eine Fassade des Reichstags projiziert werden. Foto: pa/dpa

© picture-alliance / dpa

Einheitsfeiern: Berlin im Jubiläumsrausch

20 Jahre Einheit – das wird in Berlin gefeiert, wenngleich der zentrale Festakt in Bremen stattfindet. Das Partygeschehen konzentriert sich am Brandenburger Tor - doch auch im Gleimtunnel steigt eine Fete.

Die Feste, mit denen ein kleines gallisches Dorf nach externen wie internen Streitigkeiten die Rückkehr von Frieden und Einigkeit feierte, fanden bekanntlich ohne Musik statt. Manch einer, der das Programm der anstehenden Einheitsfeiern in Berlin studiert, mag sich denken, das sei auch gut so gewesen – ein ebenso vorschnelles wie ungerechtes Urteil. Man kann es eben nie allen recht machen, auch das gehört zu einer pluralistischen Demokratie. Für die einen ist elektronische Musik der Himmel auf Erden, der sich dem anderen nur auftut, wenn Ulla Meinecke ihre „Tänzerin“ besingt. Beides wird diesmal geboten und vieles mehr.

Das Gelingen solch einer Feier ist auch eine Frage des Ortes. Symbolkräftig soll er sein, der Platz der Republik bietet sich schon wegen des Namens an. An einen düsteren Tunnel denkt man nicht sofort, obwohl er schon wegen seiner Funktion des Verbindens irgendwie passt. Wenn aber solch ein Loch jahrzehntelang zugemauert war wie der Gleimtunnel und erst seit der Wende wieder die Menschen miteinander verbindet, liegt er als Ort des Feierns besonders nahe. 130 Meter lang, zwischen Weddinger Brunnenkiez und Prenzlauer Berg gelegen, wird er am Sonnabend zur Partymeile.

Nuran Celik erwartet an diesem Sonnabend gut 500 Partygäste, die in den Tag der deutschen Einheit tanzen wollen. „Noch heute ist der Gleimtunnel eine unsichtbare Grenze, aber nicht zwischen Ost und West im klassischen Sinne“, sagt die Veranstalterin, die das Fest schon im Vorjahr organisierte. Heute stehen sich Wedding und Prenzlauer Berg nicht als französischer und russischer Sektor gegenüber, sondern als Stadtteile mit sehr unterschiedlichen Sozialstrukturen: Das Straßenbild in Wedding werde von Familien mit Migrationshintergrund dominiert, sagt Celik, Prenzlauer Berg dagegen sei Szenebezirk mit vielen Studenten und Künstlern.

Die Idee, mit der Tunnelparty Einwohner von da und dort zusammenzuführen, hatte vor vier Jahren Alev Deniz, Quartiersmanagerin im Brunnenviertel. Seither wird das alljährliche Fest zum Tag der Einheit über das Programm „Soziale Stadt“ gefördert. „Wir holen dabei ein bisschen Kreuzberger Partyleben nach Wedding“, freut sich auch Christian Hanke, Bezirksbürgermeister von Mitte. Organisatorin Celik erwartet ein gemischtes Publikum: „Es kommen Studenten, kleine Kinder, ältere Leute, und alle tanzen zusammen.“ Zwischen den gusseisernen Stützsäulen des Tunnels bauen die Veranstalter eine kleine Bühne auf. Die Berliner Bands The Mint und Digital Heaven spielen Rock und Funk, später legt die türkische DJane Ipek orientalische und elektronische Musik auf.

Auch Berlins Partymeile, die Straße des 17. Juni, ist selbstverständlich wieder dabei, heute beginnt dort die Feierei und endet erst am Sonntag. Wie üblich steht die Bühne am Brandenburger Tor, diesmal auf der Westseite. Ulla Meinecke wird dort singen, ebenso Wolfgang Niedecken, Frontmann der Kölner Band BAP – sein morgiger Auftritt mit der WDR-Bigband wird als Höhepunkt des Programms angekündigt. Ansonsten bietet der Straßenabschnitt zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor ein Riesenrad, Kinderprogramm und Essensstände, versprechen die privaten Veranstalter.

Der offizielle Teil der Einheitsfeiern in Berlin findet aber am Sonntagabend vor dem Reichstag statt, mit buntem Programm: Der Erfurter Soulsänger Clueso tritt mit der Stüba-Philharmonie aus Thüringen auf, deutsche Jugendchöre zeigen ihr Können, auch Tänzer der staatlichen Ballettschule Berlin treten auf. Das Fest schließt mit Nationalhymne und Feuerwerk. Politiker der Wiedervereinigung wie der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Lothar de Maizière, letzter DDR-Ministerpräsident, haben ihr Kommen zugesagt, auch Helmut Kohl wird erwartet. Einige Politiker, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff, fliegen zur Feier noch schnell aus Bremen ein, wo in diesem Jahr der zentrale Festakt zum Nationalfeiertag stattfindet. Dort haben sie dann schon symbolisch eine 3,40 Meter hohe Leinwandmauer zu Fall gebracht. Historisch ist das nicht ganz korrekt: Die Maximalhöhe der Berliner Mauer betrug 20 Zentimeter mehr.

Laura Blecken

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