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Berlin: Einmal Star und zurück

Katharina Franck feierte in den Achtzigern große Erfolge mit den Rainbirds. Jetzt meldet sie sich wieder

Wie das wohl ist, immer wieder auf die Vergangenheit, auf ein einziges Lied angesprochen zu werden? Katharina Franck erträgt es mit einer gewissen Gelassenheit. Die einstige Frontfrau der Berliner Band Rainbirds weiß offenbar intuitiv: Mit ihr zu reden, heißt, vornehmlich über Vergangenes zu reden.

„I sneak around the corner/With the blueprint of my lover/With the blueprint of my life/I would better run for cover“.

Zeilen wie ein Anker in die späten Achtziger. Mit „Blueprint“ gelang den Rainbirds 1987 der große Wurf: Der eingängige Pop-Song katapultierte sie in die Charts, goldene Schallplatten und große Tourneen folgten. Schnell galten die Rainbirds als deutsche Pophoffnung, als Vorreiter einer musikalischen Umbruchphase. Was sollte nach der Neuen Deutschen Welle schon noch groß kommen?

Katharina Franck sitzt in einem Café gegenüber ihrer Wohnung in Mitte. Junge Leute fläzen sich auf Loungemöbeln, elektronische Musik dringt aus den Lautsprechern. Die 42-Jährige trägt einen extravaganten Nadelstreifenanzug und sieht darin fast zu schick für den Laden aus. Sie rührt Milch in ein Glas Tee und lässt die Vergangenheit Revue passieren. Dabei blickt sie manchmal gedankenentrückt in die Ferne. Ihre lebhafte Stimme wird dann leiser, gerät ins Stocken.

Für viele war „Blueprint“ ein Versprechen. Man kann sich denken, wie das ausgeht: Zwei Jahre nach dem gleichnamigen Debüt erschien der Nachfolger „Call Me Easy, Say I’m Strong, Love Me My Way, It Ain’t Wrong“, kurz darauf schraubte Katharina Franck an der Besetzung und am Sound – und scheitert an den hohen Erwartungen. In den Neunzigern erschienen noch fünf weitere Rainbirds-Alben, an den Erfolg von einst konnte die Band jedoch nicht mehr anknüpfen. 1999 kam das endgültige Aus.

„Natürlich habe ich erst mal eine Weile gebraucht, um Abstand zu dem Erlebten zu gewinnen. Das war mitunter nicht einfach, denn die Rainbirds waren meine Band“, sagt Katharina Franck. Ob sie den Erfolg, das große Spotlight von einst vermisst? „Ich bin nicht süchtig danach, aber Feedback ist Teil des Prozesses. Wenn ich das nicht bräuchte, wäre ich Freizeitmusikerin.“ Es klingt diplomatisch, auch wenn die gebürtige Düsseldorferin das mit einem Lachen zu vertuschen versucht.

Das Feedback nahm in den letzten Jahren zwar ab, umtriebig blieb Katharina Franck dennoch. Mit der ehemaligen Rainbirds-Partnerin Ulrike Haage produzierte sie Hörspiele. Sie begleitete das brasilianische Duo Rosanna & Zélia auf Konzerttour, und zuletzt entstand das Album „Zeitlupenkino“, eine Sammlung „gesprochener Pop-Songs“. Mit diesem Projekt übernahm die Künstlerin erstmals alle geschäftlichen Angelegenheiten selbst. „Für Geschäftspartner wird es immer erst dann interessant, wenn Katharina Franck singt. Deshalb verkneife ich mir die anderen Sachen trotzdem nicht.“ Offenbar zu Recht: Zu den ersten Auftritten mit den „Gesprochenen Pop-Songs“ kamen langjährige Wegbegleiter, aber auch viele jüngere Menschen.

Warum sich plötzlich auch ein junges Publikum für sie, für Künstler wie Inga oder Anette Humpe interessiert? „Bei uns ist eine Neugierde vorhanden für das, was heute musikalisch passiert. Wir sind ja nicht retro und versuchen aufzukochen, was mal vor 18 Jahren aktuell war.“

Wie diese auf Platte gepresste Neugierde klingt, wird bald zu hören sein: In einem Studio am Alexanderplatz hat Katharina Franck ein neues Album eingespielt. Im Herbst soll das Werk erscheinen. Zuvor präsentiert sie sich schon mal mit einer Show aus „Gesprochenen und gesungenen Pop-Songs“. Vielleicht ist dieser Auftritt für sie ja so eine Art Feuerprobe.

7./8. Juni, Tipi, Kartenbestellung unter 0180-327 93 58

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