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Mehr als 287 000 Mal rückte die Feuerwehr im vergangenen Jahr aus. Die Berliner zeigten eine besondere Neigung, den Notruf 112 auch aus nichtigen Anlässen zu alarmieren, meint Landesbranddirektor Wilfried Gräfing (links), der die Feuerwehr-Statistik am Freitag gemeinsam mit Innensenator Frank Henkel (CDU) vorstellte.

© dpa

Einsatzstatistik 2011: Feuerwehr klagt über wachsende Belastung

Die Zahl der Feuerwehreinsätze stieg im vergangenen Jahr erneut an. Die Berliner Einsatzkräfte klagen über die wachsende Belastung - und prangern eine vor allem in der Hauptstadt weit verbreitete Mentalität an.

Immer häufiger muss der Rettungswagen ausrücken. Die Zahl dieser Einsätze ist 2011 um fast drei Prozent auf 287 500 gestiegen. Seit Jahren klagt die Feuerwehr über die stetig steigende Belastung – alle Versuche, diese Entwicklung zu stoppen, scheiterten jedoch. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Einsätze von Rettungswagen um 30 Prozent gestiegen, die der Notarztwagen um fast 70 Prozent. Landesbranddirektor Wilfried Gräfling sprach gestern bei der Präsentation der Jahresbilanz von „bösen Zahlen“.

Neben der demografischen Entwicklung, immer mehr ältere Menschen, machte Gräfling auch das deutsche Gesundheitssystem verantwortlich. Durch den Zwang zum Sparen steige die Zahl der ambulanten Operationen, komme es zu Komplikationen, werde die Feuerwehr gerufen.  „Wir machen dann den Fahrdienst“, ärgert sich der Chef der Berliner Feuerwehr. Früher seien Patienten nach einer Operation zumindest eine Nacht in der Klinik geblieben.

Auch die vor allem in Berlin verbreitete Mentalität, schon bei harmlosen gesundheitlichen Problemen den Notruf 112 zu wählen, belastet die Feuerwehr massiv. Die Zahl der Rettungsdiensteinsätze in anderen deutschen Großstädten liegt deutlich niedriger, in München zum Beispiel bei 80 000. Dem Vernehmen nach hofft die Behördenleitung nicht mehr auf eine Verhaltensänderung bei den Berlinern. Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte am Freitag, dass man nicht zu scharf an die Menschen appellieren dürfe, bei leichten Blessuren auf die Feuerwehr zu verzichten.  Denn der Laie könne die Schwere einer Krankheit oder Verletzung oft nicht richtig einschätzen.

81 Prozent aller Berliner Einsätze sind mittlerweile im Rettungsdienst. Brände machen nur zwei Prozent der knapp 360 000 Einsätze aus, fünf Prozent sind technische Hilfeleistungen. Diese Zahl ist 2011 deutlich zurückgegangen, weil es anders als im harten Winter 2010 kaum Eis- und Schnee-Einsätze gab. Der an 100 Prozent fehlende Rest sind Fehlalarme und Erkundungsfahrten.

Mit den von Innensenator Henkel versprochenen 14 zusätzlichen Stellen für die Feuerwehr soll nach Gräflings Angaben ein zusätzlicher Rettungswagen besetzt werden, um etwas Entlastung zu schaffen.

Wegen der häufigen Alarmierung kommen Einsatzfahrzeuge immer später. Nur jeder zweite Rettungswagen trifft in der versprochenen Zeit ein. Im Stadtgebiet kommen 44 Prozent der Wagen in den vereinbarten acht Minuten, am Stadtrand sind es nur noch 24 Prozent. Mit dem Senat hat die Feuerwehr vereinbart, dass im Stadtgebiet 75 Prozent der Wagen in der versprochenen Zeit eintreffen müssen, am Stadtrand müssen es 50 Prozent sein. Bei Bränden ist die Feuerwehr deutlich besser, die mit dem Land vereinbarten Eintreffzeiten werden überboten.

Um im Rettungsdienst die sogenannten Schutzziele besser einzuhalten, sollen in den kommenden Jahren drei oder vier neue Standorte für Rettungswagen geschaffen werden. Fest steht, dass auf dem Gelände des Bundesverteidigungsministeriums in Tiergarten ein Notarztwagen des Bundeswehrkrankenhauses stationiert werden soll, die Stauffenbergstraße liegt in direkter Nachbarschaft vom Potsdamer Platz. Als weiterer Standort ist die Nöldnerstraße in Lichtenberg im Gespräch. Derzeit gibt es in Berlin 159 Rettungswagen an derzeit 59 Standorten im  Stadtgebiet.

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