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Energie: In Berlin ist Öko-Strom wirklich öko

Die 20.000 Abnehmer von Vattenfalls Ökostrom "Berlin Natur" beziehen – anders als Kunden als in anderen Städten – tatsächlich nur Energie aus erneuerbaren Quellen. Ein Gütesiegel schützt vor Tricks der Anbieter.

Das bestätigte das Freiburger Öko-Institut, das die Herkunft des Stroms prüft. Zuvor hatte der „Spiegel“ am Beispiel von Kassel berichtet, wie ein Energieversorger seine Kunden neuerdings allein dadurch mit angeblichem Ökostrom versorgt, indem er für 0,05 Cent je Kilowattstunde Zertifikate für die Nutzung norwegischer Wasserkraft kauft. Im Gegenzug wird einfach der Anteil konventioneller Energie formal erhöht, die beispielsweise aus Kohle- oder Atomkraftwerken stammt. Statt der von vielen Ökostrom- Kunden gewollten Förderung erneuerbarer Energien findet also in Wahrheit nur ein Tauschhandel statt, von dem fast kein Kunde erfährt. Real sind die Wege des Stroms im Netz ohnehin nicht zu verfolgen.

Anders als andere Anbieter lässt Vattenfall seinen Ökostrom „Berlin Natur“ mit dem Gütesiegel „OK Power“ eines vom Konzern unabhängigen Vereins auszeichnen. Dafür muss die Herkunft des Stroms jährlich geprüft werden – mit Beteiligung des Öko-Instituts. So stammte der Strom laut dem Verein zuletzt zu 81,6 Prozent aus Wasserkraft eines Schweizer Kraftwerks, zu fünf Prozent aus (im Lichtenberger Kraftwerk Klingenberg zugefeuerter) Biomasse und zu 13,4 Prozent aus jenem regenerativen Strom, zu dessen Abnahme alle Anbieter nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz verpflichtet sind. „OK Power“ verlangt auch, dass mindestens ein Drittel aus höchstens sechs Jahre alten Anlagen bezogen wird. So soll der Ausbau dieser klimafreundlichen Energiequellen forciert werden. Jedoch werden – wie im Fall des Vattenfall-Ökostroms – auch Modernisierungen vorhandener Anlagen anerkannt.

Umweltverbände raten dennoch zum Wechsel: „Jeder Kunde, der von den großen Konzernen weggeht, ist ein Druckmittel auf deren Geschäftspolitik“, sagt Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe, die maßgeblich an der Kampagne „www.atomausstieg-selber-machen.de“ beteiligt war. Auch Thorben Becker, Energieexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands, rät zum Wechsel zu jenen Ökostrom-Anbietern, die nicht auch Kohle- und Kernkraftwerke betreiben. Stefan Jacobs

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