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Explosiv. Wegen Munitionsresten kann die Feuerwehr nicht an den Brandherd. Foto: dpa

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Berlin: Erdstreifen soll Dörfer vor Feuer schützen Munition löste Brände

bei Jüterbog aus

Jüterbog – Die ganze Hoffnung der Feuerwehrleute an dem seit Sonntag in Flammen stehenden riesigen Waldgebiet bei Jüterbog richtet sich auf den Himmel. Allerdings halten sie nicht nach Regen Ausschau, sondern nach Agrarflugzeugen mit großen Wasserbehältern an Bord. Diese donnern fast pausenlos über sie hinweg und werfen pro Einsatz 2200 Liter Nass auf das sich immer weiterfressende Feuer. Den Feuerwehren am Boden sind die Hände gebunden. Sie stehen hinter einem rund 50 Meter breiten Streifen umgepflügter Erde, der die Flammen aufhalten soll. „Wir lassen das Feuer jetzt kontrolliert abbrennen und verhindern nur eine weitere Ausbreitung“, sagt der Einsatzleiter der Feuerwehr, Reinhard Kohl am Rande der kleinen Ortschaft Pechüle. „Hinein in den Brandherd können wir wegen der detonierenden Munitionsreste nicht. Das wäre viel zu gefährlich.“ So sind bisher rund 236 Hektar Wald ein Raub der Flammen geworden. 300 Fußballfelder hätten darauf Platz.

Revierförster Jens Bandelin sieht seinen Wald nicht das erste Mal brennen. Schon 2003 und 2008 musste er arge Verluste beklagen. Die Ursache sei immer wieder gleich. „Bei Jüterbog bestand im Zweiten Weltkrieg eine große Munitionsfabrik mit einem riesigen Lager“, erzählt er. „Die Spitzen der langsam vor sich hin rostenden Granaten enthalten Phosphor, das sich leicht entzündet.“

Neben den Hinterlassenschaften der Wehrmacht findet sich aber auch Munition aus der Kaiserzeit und der russischen Armee auf dem insgesamt 7000 Hektar großen Truppenübungsplatz.

Der gehört zum größten Teil der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, die hier eine Wildnis entstehen lassen will. „Deshalb gibt es außer den Kosten der Feuerwehr keine materiellen Verluste“, sagt der Vorstandsvorsitzende Hubertus Meckelmann. „Aus der Sicht der Naturschützer gehören Brände zum ganz natürlichen Werden und Vergehen.“

Die Menschen in den umliegenden Orten betrachten dagegen die Rauchsäulen und den stechenden Brandgeruch mit gemischten Gefühlen. „Vorsichtshalber sind mehrere Schläuche einsatzbereit, um das Haus abzuspritzen“, sagte eine ältere Frau in Pechüle. „Aber auf unsere Feuerwehr ist schon Verlass, die haben ja genügend Erfahrung mit den Munitionsbränden.“

Das Feuer selbst dehnte sich überwiegend kriechend am Erdboden aus. Hier bietet das trockene Unterholz genügend Brandmasse. Auf einem Drittel der Fläche sprangen die Flammen auch von den Baumkronen weiter. Vernichtet wurden vor allem Kiefern und Birken.

Künftig soll ein rund 50 Kilometer langer Schutzstreifen rund um die am stärksten mit Altmunition belastete Fläche die Ausdehnung eines Waldbrandes verhindern. Davon sind bisher erst 60 Prozent fertig. Es könnte also bei Jüterbog weiter brenzlig bleiben. In ganz Brandenburg gilt inzwischen die höchste Waldbrandwarnstufe. Claus-Dieter Steyer

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