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Neu gewürdigt: Romanautorin und Theaterkritikerin Dora Duncker sowie Clementine Helm, Verfasserin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher.

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Erinnerungsaktion in Berlin-Schöneberg: Gedenksteine für vergessene Schriftstellerinnen

Einst waren sie berühmt, schrieben Backfisch-Romane und Dramen - dann gerieten sie in Vergessenheit: Am Sonntag erinnern Schöneberger Protestanten auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhofhof an vier Berliner Autorinnen.

Pubertierende Mädchen als Backfisch zu bezeichnen, ist ziemlich aus der Mode geraten. Mitte des 19. Jahrhunderts war das noch anders. Da galt ein Buchtitel wie „Backfischchens Leiden und Freuden. Eine Erzählung für junge Mädchen“ als ausgesprochen erfolgsversprechend und zu Recht: 1863 hatte die Schriftstellerin Clementine Helm den autobiografisch gefärbten Jungmädchenroman um die 15-jährige Grete veröffentlicht, die bei ihrer Tante in Berlin standesgemäß erzogen werden soll. 16 Jahre später hatte er bereits seine 15. Auflage erreicht.

Selbst ihre Gräber sind verschwunden

Clementine Helm (1825 – 1896) hat über drei Dutzend Romane für Mädchen verfasst und gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Jugendschriftstellerinnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ähnlich produktiv und erfolgreich, doch eher an einer erwachsenen Leserschaft orientiert, war Dora Duncker (1855 – 1906), Verfasserin von Romanen, Essays, Gedichten, Dramen und Theaterkritiken.

Mit Helm und ihren Kolleginnen Sara Hutzler (1853 – 1893) und Fanny Arndt (1827 – 1906) – erstere bekannt für ihre Kinder- und Jugendgeschichten, letztere für historisch-journalistische Arbeiten, etwa über „Die deutschen Frauen in den Befreiungskriegen“ – eint sie ein posthumes Schicksal: Zu Lebzeiten mehr oder weniger berühmt und erfolgreich, nach dem Tode begraben auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof an der Schöneberger Kolonnenstraße 24, sind die vier Frauen fast vergessen und selbst ihre Gräber verschwunden.

Schauspielerin Silke Jensen lies aus den Werken

Dies soll jetzt, so gut es noch geht, korrigiert werden. Im Rahmen ihrer Initiative „Die Frauen auf den Kirchhöfen“ will die Ev. Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde wieder an die Frauen und ihr Werk erinnern. Zu den Begräbnisstätten der Gemeinde gehören neben dem Alten Kirchhof an der Kolonnenstraße auch der Neue Kirchhof am Werdauer Weg sowie der Alte St. Matthäus-Kirchhof in der Größgörschenstraße. An den Orten auf dem Alten Kirchhof, wo sich einst die Gräber der Autorinnen befanden, sollen an diesem Sonntag, 16 Uhr, Gedenksteine gesetzt werden. Anschließend wird die Politikwissenschaftlerin Claudia von Gélieu in der Kapelle an die Biografien der Frauen erinnern und die Schauspielerin Silke Jensen aus deren Werken lesen.

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