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Die Nachfrage nach Schnitzeln bleibt in Berlins Kantinen und Restaurants der Region stabil.

© Manfred Thomas

Essen in Schulen und Kantinen: In Berlin ist Schweinefleisch kein Lieblingsessen

In Schleswig-Holstein kämpft die CDU für mehr Schweinefleisch in Kantinen. Berliner Caterer gehen mit dieser Geschmacksfrage eher pragmatisch um.

In der Kantine des Abgeordnetenhauses stand am Montag Schweineschnitzel „Jäger Art“ auf dem Speiseplan. Am Dienstag folgte Spanferkel, am Donnerstag dürfen sich die Hungrigen auf „panierte Jagdwurst“ freuen. Weiter finden sich unter den 20 Gerichten der Woche „gebratene Würstchenscheiben“ wie auch „gebratene Knackerscheiben“ – man kann also nicht sagen, dass Schweinefleischfreunde in der Kantine der Volksvertreter nicht auf ihre Kosten kämen. So gibt es denn auch in Berlin, anders als in Schleswig-Holstein, keine parlamentarische CDU-Initiative zur Rettung des Borstenviehs als Nahrungsmittel in Kantinen, Schulen und Kitas. Und auch Frank Henke, Küchenleiter im ehemaligen Preußischen Landtag in der Niederkirchnerstraße, hat von einer eventuellen Diskussion dieser Ernährungsfrage noch nie gehört.

Bei Deutschlands Nordlichtern wie im angrenzenden Dänemark ist das derzeit ein Aufregerthema, eine Art schwarzer Widerschein der grünen Veggieday-Debatte. In Berlin überlebt das Schweinefleisch in Großküchen offenbar auch ohne staatliche Hilfe, wenngleich nicht gerade als mehrheitliches Leibgericht. Fast alle haben es im Angebot, weiß Rolf Hoppe, Sprecher des Verbandes der Berliner und Brandenburger Schulcaterer. Für die Luna Restaurant GmbH, der er als Geschäftsführer vorsteht, gilt das freilich nicht.

Noch nie sei dort Schweinefleisch verarbeitet worden, versichert Hoppe. Von der anfänglichen Beschränkung auf vegetarische Vollwertkost ist er zwar wieder abgerückt, bietet nun zweimal die Woche Fleisch an, aber nur Rind oder Geflügel. Die seien fettärmer und daher wertvoller, und ohnehin sei hochwertiges Schweinefleisch nicht bezahlbar. Viele Schulen und Kitas, so weiß er, wollten sowieso kein Schwein auf dem Teller, was vollkommen legitim sei. Pro Woche 5 Mahlzeiten vom Caterer bei insgesamt 21 – Eltern hätten hinreichend Gelegenheiten, ihren Kindern auch Schweinefleisch anzubieten.

Schulen entscheiden in Eigenverantwortung

Die teilweise Schweinefleisch-Abstinenz der Schulen und Kitas, oft schon bei öffentlichen Ausschreibungen bekundet, sieht Hoppe im teilweise sehr hohen Migrantenanteil begründet, der oft deckungsgleich sei mit dem der Muslime. Der Anteil der Mahlzeiten mit Schweinefleisch sei daher zwar konstant, aber gering: „Der Markt verlangt es nicht.“ Vereinzelte Nachfragen von Eltern, die sich öfter Schwein für ihre Kinder wünschten, bestätigen nur die Regel.

Klaus Kühn, Geschäftsführer beim Caterer „3 Köche“, sieht solche Freunde des Schnitzels sehr ungleichmäßig über Berlin verteilt, beschreibt sie diplomatisch als „bodenständig“. Aus Zehlendorf kämen solche Einwände gegen ausbleibende Schweinefleischgerichte nie, in Marzahn-Hellersdorf oder im Märkischen Viertel werde aber schon mal energisch darauf gepocht, dass man doch immer noch in Berlin sei. Qualitative Vorteile des Rindfleischs gegenüber dem Schweinefleisch kann Kühn selbst nicht erkennen, hat sich aber auf das „allgemeine Unwohlsein“ gegenüber Schwein eingestellt und bietet auf dem Speiseplan, schon wegen der vielen multikulti-geprägten Schulen, immer auch eine schweinefleischfreie Variante an, neben regionaler und vegetarischer Küche.

Gerade um die Qualität fleischloser Kost sorgt man sich aber bei der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin e.V. Da könnten die Caterer noch mehr Neues tun, fordert Projektleiter Michael Jäger, der gerade bei Grundschülern einen gewissen Brätlings-Überdruss registriert. Im Übrigen sei es Tradition in Berlin, dass die Schulen eigenverantwortlich über das Essen entschieden. Das gilt auch für Firmenkantinen. Beim Tagesspiegel etwa gab es am Dienstag Schweinekrustenbraten.

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