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Südlage. So soll der Vorplatz des Hauptbahnhofs einmal aussehen. Vier Blöcke und ein Kubus – für den es bisher aber noch keinen Investor gibt. Der bauliche Sündenfall, das „Meininger-Hotel“, rechts vor dem Bahnhof, verschwindet aus dem Blickfeld. Simulation: CA-Immo

© CA Immo Deutschland GmbH

Europacity: Neuer Block verdeckt Bausünde am Hauptbahnhof

Die Europacity nahe des Berliner Bahnhofsviertel bekommt Zuwachs: 22 000 Quadratmeter, sieben Geschosse, schicke Fassade – das verspricht der Investor.

Berlin - Das Bahnhofsviertel südlich des Hauptbahnhofs und gegenüber dem Kanzleramt nimmt Gestalt an: Im kommenden Jahr wird der Grundstein gelegt für einen weiteren rund 22 000 Quadratmeter großen Block. Weitere 70 Millionen Euro investiert die Firma CA-Immo in das Ensemble, das zur „Europacity“ gehört. Pläne des Münchner Architekten Moritz Auer liegen dem siebengeschossigen Büro- und Geschäftshausprojekt zugrunde. Hinter einer großzügig verglasten Natursteinfassade werden künftig Angestellte auf 600 bis 800 Arbeitsplätzen tätig sein. Das auf die Berliner Traufhöhe von 30 Metern geeichte Gebäude ist einer von vier Neubauten, die den Blick auf das Meininger-Hotel verstellen, dessen triste Fassade eine heftige Debatte über die Mittelmäßigkeit der neueren Berliner Architektur ausgelöst hatte.

Das Budget für den Bau eines Zweisternehotels sei knapp und anspruchsvolle Architektur teuer, so der in Berlin zuständige CA-Immo-Manager Henrik Thomsen. Das Bauland war aber auch ohne Auflagen an den Hotelbetreiber verkauft worden – anders als bei der nun laufenden Entwicklung weiterer Baufelder. Die Architekten des im Bau befindlichen Intercity-Hotels, des Steigenberger-Hotels und des Bürohauses für eine bisher unbekannte Firma aus der Gesundheitsbranche haben CA-Immo und Senat mit Wettbewerben ausgewählt – und die Baumeister mussten ihre Entwürfe vor dem Baukollegium von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher verteidigen.

Besonderen gestalterischen Ehrgeiz will die CA-Immo bei der Planung des an der Spree gelegenen Baufelds „MK7“ entwickeln, das zu rund einem Drittel vermietet ist an die Anwaltskanzlei White & Case LLP und an die Firma Regus: Es gibt vier Eingänge, die eine Aufteilung des Gebäudes erlauben, bodentiefe Fenster, Dachterrassen und Büros mit terrassenartigem Austritt ins Freie. Und weil sich Berlin zur Fahrradstadt entwickelt, schaffen die Baumeister 115 Zweiradplätze im Zentrum des Blockes, mit kurzen Wegen zum Arbeitsplatz. Für Fahrräder gibt es sogar mehr Stellplätze als für Autos – bei den bis zu 800 Büroarbeitsplätzen könnte es trotzdem zu Gedränge im Fahrradkeller kommen.

Noch keinen Investor haben die Entwickler für den prominentesten Bauplatz im Bahnhofsviertel, den Kubus. „Die Diva kommt immer zuletzt“, nimmt es ein Firmensprecher auf die leichte Schulter. Interessenten gebe es bereits. Optimistisch geben sich die Unternehmer auch deshalb, weil auf der anderen, nördlichen Seite des Bahnhofes die Quartiersentwicklung voranschreitet.

Im Kunst-Campus unweit des Hamburger Bahnhofs verkaufte die Wiener Aktiengesellschaft, zu der auch die frühere Immobilientochter der Bahn gehört, ein Hochhaus und zwei Gebäude mit einer Fläche von zusammen rund 16 000 Quadratmetern an Investoren. Außerdem bereitet die Firma das Baurecht für eine weiter nördlich gelegene Fläche von 32 000 Quadratmetern vor, am „Berliner Stadthafen“. Dort sind 625 Wohnungen geplant, die zu mehr als der Hälfte als Eigentum verkauft werden sollen, zu Preisen von 3500 bis 3800 Euro je Quadratmeter.

Dass auch der dringend benötigte günstigere Wohnraum für Haushalte mit geringen Einkünften angeboten wird, ist CA-Immo-Manager Thomsen zufolge wünschenswert: „Wir wollen ein gemischtes Quartier.“ Doch dazu müsse an anderer Stelle „Mehrwert abgeschöpft werden“. Soll heißen: Günstige Wohnungen gibt es nur, wenn sich das Land an anderer Stelle großzügig bei der Ausweisung von Bauland zeigt – Berlin vertrage mehr Dichte.

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