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Berlin: Experten lernen aus der Ganztagsschule

Beim ersten Berliner Forum tauschen Erzieher, Lehrer, Eltern und Schüler ihre Erfahrungen mit dem neuen Konzept für die Grundschulen aus

Seit diesem Schuljahr bieten alle 407 Berliner Grundschulen Bildung und Betreuung von 6 bis 18 Uhr an. Auf dem ersten Berliner Forum der Ganztagsgrundschulen haben Schulvertreter Gelegenheit, sich über das ganztägige Schulangebot auszutauschen. Mehr als 500 Lehrer, Erzieher, Eltern und Schüler sowie Vertreter von Partnereinrichtungen, der Jugendhilfe und Schulverwaltung wollen zwei Tage lang Anregungen sammeln und Lösungen für Probleme im Schulalltag finden. Zehn Schulen präsentieren auf der Veranstaltung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Senatsschulverwaltung unterschiedliche Facetten des Ganztagsbetriebes, von den Räumlichkeiten über Kooperationen und die Verbindung von Unterricht und Freizeit. Die Stimmung bei diesen Schulen ist gut. „Wir sind glühende Vertreter der gebundenen Ganztagsschule“, sagt Christine Frank-Schild, Leiterin der Karl-Kraemer-Grundschule in Mitte, über sich und ihr Kollegium. In einem Kiez mit hohem Migrantenanteil könnten die Schüler so besser gefördert werden. An der Schule bilden Lehrer und Erzieher ein Team, um sich intensiver über die Lernentwicklung der Kinder auszutauschen.

„Die enge Zusammenarbeit und die langen Tage waren anfangs für viele eine große Umstellung“, sagt die Schulleiterin. Inzwischen erkennen sie den großen Gewinn. Eine Bereicherung sei auch das warme Mittagessen. Ein gemeinsames Ritual, das viele Schüler aus ihren Elternhäusern nicht mehr kennen. Am Nachmittag bietet die Karl-Kraemer-Schule Kunst- und Sportkurse. Jahrgangsübergreifendes und individuelles Lernen, Projekt- und Gruppenarbeit lassen sich in herkömmlichen Klassenräumen häufig schlecht umsetzen.

Die Hannah-Höch-Grundschule hat die Räumlichkeiten dem veränderten Lernen angepasst, viele Wände entfernt und Lernetagen mit Computerplätzen eingerichtet. Damit die Schüler während der längeren Schultage besser Stress abbauen und fit bleiben, wechseln sich in der Grundschule am Hollerbusch Bewegungs- und Entspannungsphasen mit Lerneinheiten ab. Die Kreuzberger Jens-Nydahl-Grundschule ergänzt ihren Ganztagsbetrieb durch Kooperationen mit externen Partnern wie Museen, Bibliotheken, einer Fahrradwerkstatt und der Polizei.

In der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule kommen viele Schüler bereits um halb acht in die Schule. Damit nicht alle auf den Unterrichtsbeginn warten müssen, fangen die dritten Klassen zwanzig Minuten vor acht an. Die großen Pausen wurden um zehn Minuten verlängert. „Die Zeit verbringen die Schüler auf dem Hof und bei einem gemeinsamen Frühstück“, berichtet Schulleiterin Ingrid Lienke. Sie würden so ruhiger in den Unterricht gehen. Lienke befürwortet das Ganztagsmodell, kritisiert aber die schlechte Personalausstattung. Auch die zweiten und nicht nur die ersten Klassen bräuchten zwei Unterrichtsstunden täglich mit Lehrer und Erzieher. Mario Dobe vom Ganztagsschulverband fordert ebenfalls mehr Personal, damit die neuen Anforderungen in den Ganztagsgrundschulen erfüllt werden können. Er bemängelt die fehlende Bestandsaufnahme aller Ganztagsschulen. „Dann wüssten wir, welche Probleme die Schulen mit Räumlichkeiten oder Kooperationen wirklich haben.“

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