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Am Elbestrand.

© Carsten Rasmus (KlaRas-Verlag)

Radtour: Alles im Fluss

Vorbei an Sandbänken und Auwäldern, am Himmel die Störche: Von BAD WILSNACK nach Wittenberge entlang des Elbe-Radwegs

Das ist perfekt: gemütlich auf der Deichkrone entlangradeln, links ein breiter Fluss, der träge dahintreibt. Leuchtende Sandbänke, Strände aus feinem Kies, Ausflugsdampfer, umgurgelte Buhnen. Rechts Schafweiden, Weiher, verschlungene Altarme, Auwälder mit Erlen und knorrigen Eichen. Ab und zu tauchen Dörfer in der grünen Kulisse auf mit Obstbaumalleen, Klinkerhäuschen und Fachwerkkapellen. Hoch am Himmel ziehen Wildgänse, kreisen Störche. Es scheint, als sei dies nur eine schöne Fantasie, und doch gehört das grandiose Naturerlebnis zur Realität einer frühlingsfrohen Radtour im Unesco-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe.

Richtschnur dieses Ausflugs durch die reizvollste Gegend der Prignitz, von Bad Wilsnack zur Havelmündung und weiter am Elbufer entlang bis Wittenberge, ist der gut ausgebaute Elbe-Radweg am östlichen Flussufer. Er führt mitten hinein in ein weites, stilles, ungewöhnlich dünn besiedeltes Land mit viel Raum zum Durchatmen. Weitab von stark befahrenen Straßen. Hier wird die Elbe wieder renaturiert. Also keine Begradigungen, kein Ausbaggern, stattdessen werden Überschwemmungs- flächen zurückgewonnen, Binnendünen und Moore bewahrt und Kopfweiden nach alter Tradition gepflegt, sodass sie am Deich Spalier stehen. Das Biospähenreservat gehört zu den letzten naturnahen Stromlandschaften Mitteleuropas.

Doch auch spannende Geschichten aus der Vergangenheit sind auf dieser Radtour immer dabei. An der Bad Wilsnacker Wunderblutkirche erzählt eine Freilicht-Ausstellung von den Pilgerscharen, die im Mittelalter zur Prignitz zogen. Am Wehr in Gnevsdorf erläutern Tafeln den jahrhundertelangen Kampf gegen das Hochwasser an Havel und Elbe und erinnern an verheerende Überschwemmungen. In Wittenberge, der Stadt der Singer-Nähmaschinen, ist die märkische Industriekultur präsent. In Rühstedt berichten Tafeln am Straßenrand vom früheren Alltag am Fluss.

Bundesweit populär ist Rühstädt wegen seiner Störche. Alljährlich klappern dort mehr als 30 Paare auf den Dächern. Auch drum herum ist die West-Prignitz ein Land der Störche sowie Rast- und Durchzugsgebiet für viele Wildgänse und Kraniche.

Wer mehr Zeit mitbringt, kann sich nach dieser Tour noch weitere Attraktionen in der äußersten Nordwestecke Brandenburgs gönnen: Ein Besuch in der Bad Wilsnacker Kristall-Therme entspannt wundervoll, die Altstadt von Perleberg, von der Stepenitz umschlungen, ist einen Besuch wert. Und von Bad Wilsnack zu einer der schönsten Wasserburgen Norddeutschlands, der Plattenburg, radelt man nur eine knappe Stunde.

Bad Wilsnack - Wittenberge

Entspannte Tagestour. Ausblick vom Deich auf Havel,  Elbe und Landschaften mit Auwäldern und Feuchtwiesen. Länge: knapp 36 Kilometer. Meist gut zu fahrende Radwege und Landstraßen. Für Kinder geeignet.

Start

Bahnhof Bad Wilsnack. Direktverbindung mit dem RE2 ab Berlin Hbf.

Erste Etappe:

Über die Bahnstraße zur Wunderblutkirche an der Großen Straße. Der Großen Straße noch ca. 80 Meter folgen und dann rechts auf den Zerner Weg, quer durch die Feldflur bis zur kreuzenden Straße nahe Legde. Rechts abbiegen und nach einem Kilometer an der Kreuzung den linken Plattenweg parallel zum Wassergraben nehmen bis zur Verbindungsstraße Legde-Abbendorf.

KM 6,3

Rechts Richtung Abbendorf (Radwegweiser). Dort an der Backsteinkapelle vorbei und am historischen Spritzenhaus nach links zum Haveldamm.

KM 9,3

Nach rechts auf der Deichkrone entlang der Havel. Schließlich liegt links das Gnevsdorfer Wehr.

KM 11,4

Vorschlag: Das Sperrwerk überqueren und auf der Landzunge am Picknickplatz vorbei bis zur Havelmündung laufen. Zurück zum Wehr und mit dem Rad links auf dem Damm ca. 1,2 km weiter bis zur Kreuzung Gnevsdorfer Dorfstraße. Evtl. Abstecher ins Dorf mit seiner Birnbaumallee. Auf dem Damm rechts weiter, nah am Fluss entlang.

KM 15,3

Wegweiser nach rechts: „Rühstädt 1,5 km“. Die schmale Straße führt ins Storchendorf, dort geht's halbrechts auf der Neuhausstraße zum Nabu-Besucherzentrum (mit Storchen-Ausstellung). Zurück zur Dorfstraße und rechts zur Kirche (schräg gegenüber: Töpferei im Schafstall, daneben Schlosshotel und Schlosspark).

KM 17,4

An der Töpferei nach links auf die Straße „Am Brink“ abbiegen. Nach ca. 150 Metern links auf den Weg zurück zum Deich. Am Ende des Schlossparks biegt dieser rechts ab und erreicht nach ca. einem Kilometer den Elbdeich.

KM 19,6

Weiter Richtung Bälow auf dem Elbdamm, der am Deichvorland entlangführt. Nach ca. 1,6 km steht rechts ein Aussichtsturm mit Blick auf die Bruchlandschaft. Von Bälow aus folgt die Route der Landstraße Richtung Klein-Lüben/Hinzdorf. Nach ca. 2 km liegt links das verfallene Haus des einstigen Lokals „Sandkrug“. Dahinter führt links ein Weg zum Rastplatz mit Blick auf die Elbauen. Weiter auf der Straße bis zur Weggabelung.

Gnevsdorfer Wehr.
Gnevsdorfer Wehr.

© Markus Tiemann

KM 23,1

Nach links auf die „Elbchaussee“ Richtung Hinzdorf, dort dem Wegweiser „Bootsanleger“ nach links folgen; der Weg führt hinab zum Pfannkuchenhaus, zur Kirche und einem Rastplatz mit Elbblick.

KM 26,3

Am Pfannkuchenhaus vor der Kastanie links hinauf zur Dorfstraße, geradeaus den Radwegpfeilen Richtung Deich folgen. Der Radweg führt durchs Elbvorland nach Wittenberge. Kurz vor der Stadt geht der Weg in eine Straße über; sie biegt vor der Bahnbrücke über die Elbe rechts ab. Auf ihr bis zur Bad Wilsnacker Straße, dann links einbiegen. Es lohnt eine Besichtigung des Industriedenkmals Alte Ölmühle (auch Restaurant und Hotel). Dahinter geht es links zur Elbuferpromenade (Industriearchitektur).

KM 33,0

Rechts der Zollstraße folgen, links in die Bahnstraße, rechts durch die Kirchstraße zum Kirchplatz mit der neugotischen Stadtkirche. Weiter nach rechts über die Burgstraße zum Stadttor.

KM 35,5

Von dort erreicht man über die Post- und Bahnstraße, den Kreisel Am Stein, die Perleberger und Goethestraße den Bahnhof.

Auf dem Elbdeich.
Auf dem Elbdeich.

© Markus Tiemann

Tipps für unterwegs

Bad Wilsnack

Bad Wilsnack gilt als Santiago de Compostela des Nordens. Im Mittelalter kam die Stadt zu Reichtum durch ihre Wunderblut-Hostien, die angeblich mit dem Blut Christi benetzt waren. Das lockte Pilgerscharen in die gotische „Wunderblut“-Kirche St. Nikolai, wo die Hostien ausgestellt waren. Erst die Reformation machte dem ein Ende. Bekannt ist Bad Wilsnack auch durch seine 1906 entdeckte gesundheitsfördernde Moorerde und die Kristalltherme mit Thermalsole-Heilwasser aus 1018 Metern Tiefe.

Rühstädt

Nirgendwo gibt es an einem Ort mehr Störche. Alljährlich brüten in Rühstädt mehr als 30 Storchenpaare, denn die Lebensbedingungen in den Elbauen sind für sie ideal. Im Frühjahr reinigt der „Storchenclub“ die Horste, ehe der erste Rückkehrer in Rühstädt landet.

Wittenberge

Aus dem Ackerbürgerstädtchen wurde im 19. Jahrhundert ein Industrie- und Hafenstandort. 1823 wurde hier die modernste Ölmühle Europas gebaut, heute ist sie denkmalgeschützt saniert. Bis zur Schließung der Firma Singer 1991 galt Wittenberge als Nähmaschinenstadt. Der Reiz der Industriearchitektur ist geblieben: Viele frühere Fabrik- und Hafengebäude sind vorbildlich restauriert.

Essen & Trinken

Storchenkrug Rühstädt

Restaurant mit ländlicher Küche in einem 700 Jahre alten Gutshof. 19322 Rühstädt, Am Schloß 4, Tel. (038791) 99 70, storchenkrug-online.de

Radlercafé Ferienhof Zander

Malerisches Café in einem Vierseithof am Fluss in Bälow. 19322 Bälow, Dorfstraße 11, Tel. (038791) 67 52, ferienhof-zander.de

Weitere Radtouren finden Sie in den Magazinen "Tagesspiegel Radfahren" und "Tagesspiegel Brandenburg".

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