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Eine Reisende aus Holland soll ugandische Frauen dazu angeregt haben, Schmuck aus Papier herzustellen.

© Emmanuel Group/Emily Ward

Fairer Handel in Berlin: Geschickt eingefädelt: Schmuck aus Afrika unterm Funkturm

Das Label „Pearls of Africa“ unterstützt ugandische Frauen, ihren Schmuck zu vertreiben. Die Produkte gibt es ab Mittwoch auf der Messe „Bazaar Berlin“.

Die farbenfrohen Perlen glänzen wie Edelsteine. Kaum zu glauben, dass sie aus Druckereiabfällen, Anzeigenblättern und alten Kalendern entstehen. Die Acholi- Frauen aus dem Kireka-Slum, einem Vorort von Kampala, fertigen daraus in geschickter Handarbeit elegante Halsketten, Armbänder und Ohrringe. „Mit dem Schmuck verdienen sie Geld, um sich und ihre Familien zu versorgen“, sagt Anna Brosch.

Die 34-Jährige ist eine der Strippenzieherinnen hinter dem Label „Pearls of Africa“, das den Schmuck in Deutschland vertreibt. Und damit seit 2012 die Kooperative Emmanuel Group unterstützt. 51 Frauen und neun Männer haben sich dort zusammengetan. „Sie kommen aus dem Norden Ugandas und sind vor Rebellenkämpfen aus ihren Dörfern geflüchtet“, sagt Brosch. Viele hätten ihre Angehörigen und Häuser verloren. Die Zusammenarbeit biete ihnen eine sinnvolle Beschäftigung – und eine Zukunftsperspektive. Das Motto dabei: Hilfe zur Selbsthilfe. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Brosch bescheiden.

„Wir müssen etwas tun“

Die „Perle Afrikas“ nannte Winston Churchill einst Uganda. Auch Anna Brosch hat eine besondere Beziehung zu dem Kontinent. „Ich bin dort mit meinen zwei Schwestern aufgewachsen“, erzählt sie. Der Vater arbeitete unter anderem für die Europäisch–Baptistische Mission. Während seiner Einsätze lebte die Familie zwölf Jahre in Kamerun, zog dann nach Nigeria und später nach Ägypten. Heute sind sie wieder in Deutschland. Doch Afrika ließ sie nie ganz los. „Meine mittlere Schwester entschied sich nach dem Studium, nach Uganda zu gehen“, erzählt Brosch.

Als die Eltern ihre Tochter besuchen, bringen sie von der Reise schöne Afrikasouvenirs mit, darunter bunte Papierperlenketten, die sie auf einem lokalen Kunsthandwerksmarkt in Kampala entdecken. Durch die Schwester erfährt die Familie dann von der Emmanuel Group. Eine Helferin, die die Frauen in Kireka unterstützte, zieht weg. Broschs Mutter zögert nicht lange. „Wir müssen etwas tun“, beschließt sie und organisiert den Vertrieb künftig von Deutschland aus.

Die Frauen werden über dem lokalen Preis bezahlt

Sechs Jahre später trudeln bei ihr regelmäßig Großbestellungen aus Uganda ein. Ketten, Armbänder, Ohrringe – 10 000 Stück je Lieferung. „Wir verkaufen sie in unserem Onlineshop, auf Märkten und Messen“, sagt Brosch. In der kommenden Woche reist sie mit dem Papierschmuck auch nach Berlin zur „Bazaar“.

Mit der Schmuckherstellung verdienen Frauen in Kireka ihren Lebensunterhalt.
Mit der Schmuckherstellung verdienen Frauen in Kireka ihren Lebensunterhalt.

© Emmanuel Group/Emily Ward

„Die Ketten kosten zwischen sechs und 20 Euro“, sagt Brosch. Der Verkauf kommt Produzentinnen in Kireka zugute. So werden für jedes Stück 25 Prozent über dem lokalen Preis bezahlt. „Wir überweisen das Geld direkt auf ihr Bankkonto in Afrika“, sagt Brosch. Ein fairer Handel. Deshalb ist „Pearls of Africa“ seit Mai auch ein anerkannter Lieferant für den Weltladen-Dachverband.

Perlen sind schon lange ein Teil der Acholi-Kultur. Ursprünglich wurden sie aus Knochen, Samen und Kernen gefertigt. Woher die ugandischen Frauen die Rolltechnik für ihre Papierperlchen kennen, sei aber nicht ganz klar. „Vermutlich kommt die Idee von einer Holländerin, die das Land besuchte“, sagt Anna Brosch. Mittlerweile beherrschen die Frauen ihr Handwerk so gut, dass sie ihr Sortiment um Schalen und Teller erweitert haben. Das Schöne an den Produkten: „Gerade bei den Schalen sieht man, dass sie tatsächlich aus Zeitungspapier entstehen. Man kann noch die Schrift lesen“, sagt Brosch.

Bazaar Berlin: Infos für Besucher

Zum Anfassen. Schmuck aus Bernstein vom „Amberwood“.
Zum Anfassen. Schmuck aus Bernstein vom „Amberwood“.

© Promo

Trommeln aus Afrika, Wintermode aus Südamerika und Stoffe aus Asien: Die internationale Verkaufsmesse Bazaar Berlin bietet Kunsthandwerk, Designartikel, Kosmetik, Naturwaren und Fair-Trade-Produkte aus aller Welt. Rund 500 Hersteller und Händler aus mehr als 60 Ländern sind angereist und laden Besucher dazu ein, die bunte Vielfalt ihrer Heimat zu entdecken.

Termin: 7. bis 11. November 2018, Mittwoch bis Sonnabend: 10 bis 20 Uhr, Sonntag: 10 bis 19 Uhr

Ort: Messegelände Berlin, Messedamm 22, Charlottenburg. Hallen: 11.1, 12, 13, 14.1, 15.1, 16, 17, 18, Eingänge (Tageskassen): Eingang Ost (Halle 14), Eingang Nord (Halle 19)

Eintritt: 9,50 Euro, ermäßigt 8 Euro, online 8 Euro, Schulklassen 4 Euro; freier Eintritt für Kinder bis sechs Jahre an allen Tagen.

Sonnabend und Sonntag haben Kinder bis 14 Jahre in Begleitung von Erwachsenen freien Eintritt.

Mehr Infos unter: www.bazaar-berlin.de

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