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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Darf ich sagen, was ich wirklich mag?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Ich mache mir nichts aus Süßigkeiten. Doch es gibt einen Kreis von guten Bekannten, bei denen ich mich jedes Mal freundlich bedanke und die Pralinen an Kollegen und Bekannte weiterreiche - seit Jahrzehnten. Kann ich jetzt noch damit herausrücken, dass ich Käsegebäck viel lieber mag?

Angelika, pikant

Diesmal habe ich ein wenig gerungen mit der Versuchung, Ihren wirklichen Namen unter die Frage zu setzen. Das hätte einen Teil des Problems womöglich schon gelöst. Tatsächlich ist die Sache nicht so einfach. Auch Menschen, die normalerweise immer bei der Wahrheit bleiben, erliegen bei Geschenken der Versuchung, eine nicht existente Freude vorzutäuschen.

Man will Ihnen also gern eine Freude bereiten. Doch die Chance, das auch tatsächlich zu tun, verweigern Sie jenen Menschen aus falsch verstandener Höflichkeit. Natürlich ist es schwer, ein Geschenk mit traurigem Gesichtsausdruck entgegenzunehmen und zu sagen: "Ach, wie schade, Pralinen mag ich aber gar nicht." Das muss freilich nicht sein. Sie bekommen diese Gaben ja nicht von Zufallsbekanntschaften, sondern von alten Freunden und Bekannten. Mit denen sprechen Sie gewiss nicht nur, wenn es ans Geschenkeüberreichen geht. Vielleicht erzählen Sie beim nächsten Treffen von einem Restaurantbesuch, bei dem Sie statt des Desserts eine Käseauswahl bekommen haben, die Sie viel mehr genießen konnten. Oder Sie kokettieren damit, etwas zugelegt zu haben wegen Ihrer Schwäche für Salzgebäck. Und Sie könnten hinzufügen: "Zum Glück mag ich keine Schokolade, sonst müsste ich mir schon neue Hosen kaufen." Werden solche Bekenntnisse aus dem Kontext des Schenkens herausgenommen, verletzen sie nicht, haben aber die Chance, auf fruchtbaren Boden zu fallen. Umgekehrt sollte man im Gespräch mit Menschen, die man mag, immer offen sein für deren Vorlieben und Abneigungen. Das vereinfacht die Suche nach Dingen, die ihnen wirklich Freude bereiten.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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