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Fallstricke des Alltags: Soll man Raucher tolerieren?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Uns nerven zunehmend die Raucher. Ob wir zu Hause sind oder im Lokal, ob in der Rolle des Gastes oder als Gastgeber, immer wieder kommt es vor, dass sie vorübergehend die Tafel verlassen und Lücken verursachen. Gespräche leiden darunter, Unruhe breitet sich aus. Wir platzieren die Raucher bei eigenen Einladungen schon immer in Türnähe. Sind wir zu spießig?

Hans-Peter, gestört

Es ist bestimmt nicht spießig, wenn man sich vom Kommen und Gehen gestört fühlt. In Lokalen werden Sie das Problem kaum lösen können. Rauchern zuzumuten einen ganzen Abend lang nicht zu rauchen, ist illusorisch. Solange Raucher noch toleriert werden in unserer Gesellschaft, wird man hinnehmen müssen, dass sie ihrem Laster nachgehen, auch und gerade in geselliger Runde. Warum sollte ein Raucher auf sein Genussmittel verzichten, wenn die anderen fröhlich das Glas erheben? In Lokalen regelt das Gesetz die Lage. Da ist es vernünftig, die Raucher zusammen in Türnähe zu platzieren. Dann werden wenigstens keine Lücken gerissen. Ohnehin gehen Raucher ja gern gemeinsam vor die Tür.

Laden Sie in Ihre private Wohnung ein und wollen noch einmal einen Abend nach alter Art verbringen, also mit einer Gästerunde, die schön zusammen sitzen bleibt, dann könnten Sie einfach das Rauchen erlauben. Ich höre schon den Aufschrei, aber es ist schließlich Ihre Wohnung, und vereinzelte Vorstöße, auch da zu reglementieren, haben sich bislang nicht durchgesetzt. Sie sollten das freilich nicht tun, ohne die anderen Gäste vorzuwarnen und ihnen also freizustellen, einer möglicherweise gesundheitsgefährdenden Party von vornherein fernzubleiben. Die Raucher würden eine solche Party sicher als besonderes Verwöhnprogramm empfinden, weil sie endlich mal wieder voll integriert wären.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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