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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Transparenz schadet nicht

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

In unserer Nachbarschaft wurde eine Unterschriftenaktion durchgeführt gegen die uns betreffenden hohen Straßenausbaubeiträge. Einige Nachbarn wurden angesprochen, andere nicht. Diese unterschiedliche Vorgehensweise sorgt für zusätzlichen Unmut. Hat jemand etwas gegen die andere? Wir sitzen nun zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite gehören wir zu denjenigen, die angesprochen wurden, und auf der anderen Seite gibt es viele, die sich allein schon jetzt ausgegrenzt fühlen, da mit ihnen nicht gesprochen wurde. Wie könnte mit dieser Situation Ihrer Meinung nach noch gut umgegangen werden?

Lennart, nachbarschaftlich

Im Grunde sind Sie da in einer einfachen Situation. Sie wissen ja, wer die Initiatoren der Unterschriftenaktion sind. Auch wenn Sie sich außer mit Ihrer eigenen Unterschrift nicht aktiv an der Initiative beteiligen wollen, könnten Sie doch diejenigen, die Sie selber angesprochen haben, fragen, nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgte. Manchmal ist die Erklärung in solchen Fällen ganz einfach. Vielleicht gibt es unter den Anwohnern sowohl Eigentümer als auch Mieter, und die Initiatoren haben sich auf die Gruppe der Eigentümer konzentriert. Da könnten Sie sie drauf aufmerksam machen, dass ein bisschen Transparenz nicht schaden würde. Zwar mag es schwer vorstellbar sein, dass sich jemand wegen einer Unterschriftensammlung ausgegrenzt fühlt, aber es kann natürlich trotzdem passieren. Normalerweise wäre es vernünftig, gleich in dem Absatz über den Unterschriften aufzuführen, wer genau sich hier beteiligt. Dann kann jeder, der eine Unterschrift geleistet hat, in seinem Umfeld kommunizieren, wer dabei war und wer nicht. Das tut dem Zusammenhalt sicher gut. Wer eine solche Initiative startet, strebt in der Regel eine große Schlagkraft an. Da würde es wenig Sinn machen, Nachbarn zu übergehen, nur weil man sie ausgrenzen will oder weil einem die Nase nicht passt. Das wäre schlicht nicht pragmatisch. Es handelt sich ja nicht um eine hochgeheime Verschwörung, sondern letztlich um einen öffentlichen Akt, der Aufmerksamkeit erregen soll. Wenn wirklich so viel Unmut entstanden ist, könnten auch kurze Infos auf Flugblättern helfen, die in die Briefkästen aller geworfen werden.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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