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Public Viewing, nicht nur auf der Fanmeile, lockt Diebe und andere Kriminelle oft an.

© Imago

Fanmeile und Sicherheit: Keine Chance für Grapscher

Zum Spiel Deutschland gegen die Ukraine werden auf der Fanmeile tausende Besucher erwartet. "Antänzer" gibt es auch dort, aber man kann sich schützen.

Von Sandra Dassler

„Was raten Sie Frauen, um sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen?“ Die Frage kam für Innensenator Frank Henkel (CDU), der sich kürzlich über die Sicherheit auf der Fanmeile informierte, nicht überraschend. „Die Polizei hat da ja schon Hinweise gegeben“, antwortete er: „Wir haben bereits im April eine Ermittlungsgruppe gegründet, weil wir die Problematik sehr ernst nehmen.“

Bandenmäßig organisiert

Tatsächlich ist die Angst vor sexuellen Belästigungen oder Diebstählen durch sogenannte Antänzer vor allem bei Frauen groß. Nach Ansicht der Polizei muss man den „Antanztrick“ von der Belästigung, Bedrängung und Erniedrigung von Frauen durch größere Männergruppen unterscheiden, auch wenn die Übergänge oft fließend sind. Die klassischen Antänzer sind bandenmäßig organisierte Taschendiebe, die es auf Geldbörsen, Handys oder Wertgegenstände abgesehen haben und die sexuellen Handlungen „nur“ zur Ablenkung benutzen.

Auch Männer werden Opfer

Diese Erscheinung ist nicht neu, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf, und auch nicht auf Großveranstaltungen und Frauen beschränkt. In Berlin kennt man das unter anderem vom Alexanderplatz oder dem RAW-Gelände, wo Straftaten oft auch zum Nachteil von Männern begangen werden. Dagegen helfe, zu Massenveranstaltungen und Public Viewing so wenig Wertgegenstände wie möglich mitzunehmen und diese im Brustbeutel oder einer eng anliegenden Bauchtasche unter der Kleidung zu tragen. Völlig falsch seien dicke Portemonaies in hinteren Hosentaschen oder in den Außenfächern von Taschen und Rucksäcken.

Die zweite Erscheinung ist, dass Männer direkt auf sexuelle Belästigung, Nötigung oder gar Vergewaltigung aus sind. „Denen geht es nur darum; sie machen keine Anstalten, etwas zu stehlen“, sagt Neuendorf. Hier sind die Opfer immer Frauen, denen beispielsweise in den Schritt oder an den Busen gefasst wird. Beim Karneval der Kulturen hat man vier Tatverdächtige verhaftet. Sie waren allesamt keine Flüchtlinge, sondern in Berlin geborene Türken und ein Deutscher mit libanesischen Wurzeln.

Straßenlaternen sind nummeriert

Wer sich sexuell belästigt fühlt, sollte klar und unmissverständlich darauf hinweisen, dass er bestimmte Dinge, wie zu dichtes Herankommen oder Anfassen nicht wünscht. Er sollte das auch laut äußern, um andere Menschen aufmerksam zu machen. Oder diese direkt ansprechen und sie bitten, zu helfen oder Hilfe zu holen. „Bei der Fanmeile stehen alle 50 Meter Sicherheitsleute“, sagt Veranstalter Willy Kausch: „Nummern an den Straßenlaternen weisen darauf hin, wo man sich genau befindet. Deshalb kann die Polizei schnell vor Ort sein.“ Auch wenn es gerade spannend ist, sollte man möglichst sofort eine Anzeige aufgeben, sagt Polizeisprecher Neuendorf. Das erhöhe die Chance, die Täter schnell zu fassen. Und zu verhindern, dass sie weitermachen. Denn manchmal gibt es tatsächlich Wichtigeres als Fußball.

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