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Berlin: Fehlende Direktflüge gefährden den Standort Berlin Angeblich prüft Sony einen Rückzug aus der Stadt Senat bestätigt Unzufriedenheit von Unternehmen

Von Klaus Kurpjuweit Das Schattendasein Berlins im internationalen Luftverkehr macht der Stadt zunehmend zu schaffen. Ohne interkontinentale Verbindungen sind neue Unternehmen kaum zu bewegen, nach Berlin zu kommen, und eingesessene Konzerne schwer in der Stadt zu halten.

Von Klaus Kurpjuweit

Das Schattendasein Berlins im internationalen Luftverkehr macht der Stadt zunehmend zu schaffen. Ohne interkontinentale Verbindungen sind neue Unternehmen kaum zu bewegen, nach Berlin zu kommen, und eingesessene Konzerne schwer in der Stadt zu halten. Das jüngste Gerücht: Sony prüft laut „Focus“ den Abzug seiner erst 1999 von Köln an die Spree verlegten Europazentrale. Eine Stellungnahme des Konzerns war am Sonntag nicht zu erhalten.

Volkmar Strauch hat als Staatssekretär der Wirtschaftsverwaltung ein offenes Ohr für die Sorgen der Wirtschaft, doch von einem geplanten Rückzug von Sony aus Berlin habe er nichts gehört, sagte Strauch gestern auf Anfrage. Allerdings sei bekannt, dass viele Unternehmen die fehlenden internationalen Verbindungen im Berliner Luftverkehr beklagten. Fast in jedem zweiten Gespräch mit ansiedlungswilligen Firmen sei dies eine der entscheidenden Fragen; vor allem in der Medienbranche. Auch die Messe Berlin hat schon mehrfach beklagt, dass die fehlenden internationalen Flugverbindungen das Messegeschäft erschwerten.

Der Senat kann derzeit nur Hoffnung auf später verbreiten. Der geplante neue Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld wird nämlich nicht, wie einst vorgesehen, Ende 2007 betriebsbereit sein. 2009 oder gar 2010 wird es wohl werden, bis die ersten Maschinen von BBI in alle Welt abheben können. Und ob Berlin dann mit dem neuen Flughafen ein internationales Drehkreuz mit vielen Direktflügen in alle Kontinente werden kann, ist ungewiss.

Berlin hätte dazu alle Chancen gehabt, ist Martin Gaebges, der Generalsekretär der Interessenvertretung „Barig“ von über 100 Fluggesellschaften, überzeugt – wenn der Flughafen BBI Mitte der 90er Jahre in Betrieb gegangen wäre. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Politiker allerdings erst auf den Standort geeinigt. Inzwischen habe München sich als zweites Drehkreuz in Deutschland neben Frankfurt (Main) etabliert. Dabei hat es in der Vergangenheit mehrfach Versuche gegeben, Interkontinental-Verbindungen in Berlin aufzubauen. Neue Direktlinien gab es seit 1990 unter anderem nach Atlanta, Chicago, New York und Washington, nach Colombo und nach Singapur sowie nach Tokio. Geblieben ist nur eine Verbindung nach Ulan Bator.

Auch Sony hatte vor der Entscheidung, die Europazentrale zum Potsdamer Platz zu verlegen, wo der Konzern neben Daimler-Chrysler seinen Glas-Stahl-Komplex bauen ließ, gewusst, dass Berlin nicht der Nabel des internationalen Flugverkehrs war. Auch von Köln/Bonn, wo das Unternehmen vorher sein Hauptquartier hatte, gibt es keine Direktverbindung nach Tokio. Man habe aber gehofft, dass BBI schneller starten würde, sagte Staatssekretär Strauch.

Dass es zunächst auch ohne internationale Direktflüge gehen kann, demonstriert der Vorstandsvorsitzende Tim Leiweke von der Anschutz-Gruppe. Der Konzern will die Arena am Ostbahnhof trotzdem bauen und mit Veranstaltungen füllen.

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