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© dpa

Feier mit offenem Ende: Kreuzberg hat die Ruhe weg

Polizei, Anwohner und der Bezirk Kreuzberg gingen dem Maifest vermutlich noch nie so gelassen entgegen. Die größte linke Demo hat Ex-Terrorist Ralf Reinders angemeldet.

Keine Randale in Sicht – aber möglicherweise Regen. Polizei und Bezirk sind ausgesprochen zuversichtlich, dass der 1. Mai in Kreuzberg noch ein wenig ruhiger verlaufen wird als in den vergangenen Jahren. Der Einsatzleiter der Polizei, Bernhard Kufka, ist „optimistisch, wieder ein gutes Stück voranzukommen“. Dazu wird zum sechsten Mal das Myfest veranstaltet, zu dem zehntausende Menschen erwartet werden. Neu ist in diesem Jahr eigentlich nur – und auch das könnte die Krawallstimmung dämpfen –, dass der Wetterbericht eher mäßig klingt. In den vergangenen 22 Jahren hatte am 1. Mai fast immer die Sonne geschienen bei sommerlichen Temperaturen bis spät nachts.

Dennoch geht die Polizei auf Nummer sicher und bietet in Kreuzberg wie 2007 rund 5000 Beamte auf. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass Teile der militanten Linken in diesem Jahr in Hamburg gegen den dortigen NPD-Aufmarsch protestieren wollen. „Wenn die zurückkommen, sind sie ausgepowert“, sagte gestern ein ranghoher Beamter.

Die größte linke Demo beginnt am Donnerstag nach 18 Uhr – und zwar angeführt vom Ex-Terroristen Ralf Reinders. Er fungiere als Anmelder der „Revolutionären 1.-Mai-Demo“, teilte der 59-Jährige gestern mit. Begründet wurde diese Provokation mit dem Protest gegen die „Pressekampagne“ gegen Reinders im vergangenen Jahr. Wie berichtet, hatte Reinders auf der Demonstration über Lautsprecher die Opfer der RAF verhöhnt. Mit größeren Auseinandersetzungen rechnet die Polizei bei dieser Demo nicht, obwohl der Zug teilweise durch das vom Bezirk veranstaltete Myfest führt. Während die Feiernden in den Vorjahren von den Demonstranten als „polizeigesteuert“ beschimpft wurden, wirkt die Stimmung in diesem Jahr gelassener. Das Fest war vor fünf Jahren erstmals veranstaltet worden, um das Gewaltritual zu durchbrechen und Randalierern den Platz zu nehmen. Zuletzt hatte es nur noch kurze Scharmützel am späten Abend gegeben, an denen teilweise arabische Jugendliche beteiligt waren.

Die anderen beiden Demos an diesem Tag gelten als völlig unproblematisch. Um 13 Uhr starten traditionell die Maoisten und Stalinisten auf dem Oranienplatz zu ihrer Mai-Demo, die Route steht noch nicht fest, Polizei und Anmelder streiten noch. Um 14 Uhr will die „Mayday-Parade“ in diesem Jahr am Boxhagener Platz in Friedrichshain starten und über die Oberbaumbrücke zum Kreuzberger Spreewaldplatz ziehen.

In Kreuzberg gilt Mittwoch und Donnerstag ein weiträumiges Parkverbot, ebenso am Mauerpark in Prenzlauer Berg und am Boxhagener Platz in Friedrichshain. Dabei sind für die Walpurgisnacht – sonst traditionell der Auftakt für die Mairandale – anders als in den Vorjahren keinerlei Demonstrationen oder Kundgebungen angemeldet worden. Die Polizei geht aber davon aus, dass sich viele Menschen spontan an beiden Orten sammeln werden, wie üblich gilt ein Glasflaschenverbot. Erstmals ist im Mauerpark ein kleines Feuer zugelassen.

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