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Berlin: Feuerwehrleitcomputer: Für den Notfall Drucker und Papier

Die Feuerwehr behauptet, für Silvester gerüstet zu sein. Ein Belastungstest der neuen Leitstelle in der Nacht zu Dienstag sei erfolgreich gewesen, sagte Landesbranddirektor Broemme gestern.

Die Feuerwehr behauptet, für Silvester gerüstet zu sein. Ein Belastungstest der neuen Leitstelle in der Nacht zu Dienstag sei erfolgreich gewesen, sagte Landesbranddirektor Broemme gestern. Nach Informationen des Tagesspiegels hatte die Technik jedoch auch in den vergangenen Wochen deutliche Macken und funktionierte sehr langsam. Broemme räumte ein, dass man sich auch auf den "Absturz" des Computers vorbereite. Deshalb wird in dieser Nacht vier Mal so viel Personal in der Leitstelle eingesetzt wie üblich. Die Polizei rechnet unterdessen bei der Silvesterfeier nur mit einer Million Besucher, Veranstalter Willy Kausch erhofft noch 1,5 Millionen. Im Vorjahr kamen zwei Millionen.

Immer noch hat der "Ignis"-Computer in der neuen Leitstelle in Charlottenburg seine Schwächen. Weiterhin dauert es zu lange, die Aufträge an die Fahrzeuge weiterzugeben. Ein Beispiel: Als am 16. November in Oberschöneweide eine Lagerhalle ausbrannte und die Explosion von Gasflaschen drohte, spuckte der Computer erst nach über acht Minuten die so genannte Alarmierungsquittung aus. Das heißt: Erst nach diesen acht Minuten wusste die Leitstelle, dass die entsprechende Wache alarmiert war. Sonst dauert das ein bis zwei Minuten, sagte ein Mitarbeiter der Leitstelle. Wie berichtet, war am 6. Oktober die Eröffnungsparty für die Leitstelle abgesagt worden, weil die Polizei gegen die Feuerwehr ermittelte. Auch damals hatte es lange Verzögerungen gegeben, die Polizei hatte zwei Todesfälle zunächst mit den Wartezeiten in Verbindung gebracht. Im September war "Ignis" mehrfach völlig abgestürzt. "Ich habe meine Zweifel, ob der Rechner das verkraftet", sagte ein Insider dem Tagesspiegel. Feuerwehrchef Broemme räumte ein, dass es beim Personal der Leitstelle gewisse "Skepsis" gebe, die nun mit "Seelenmassage" kuriert werden solle.

Broemme berichtete gestern, dass bei dem gut dreistündigen Test 735 Einsätze simuliert wurden. "Ignis" sei in der Spitze mit 590 Einsätzen gleichzeitig beschäftigt gewesen. Zwei Schwachstellen wurden erkannt: Zum einen dauert eine Alarmierung über die digitalen Meldeempfänger zu lange, deshalb sollen in der Silvesternacht so nur die Notarztwagen alarmiert werden. Löschzüge dagegen bekommen ihren Auftrag auf herkömmliche Weise über einen Drucker auf Papier. Zum anderen soll der Sprechfunkverkehr auf den sechs Kanälen stark eingeschränkt werden. Silvester wird auf Lagemeldungen verzichtet; das Personal wird auf "Funkdisziplin" getrimmt, auf das "fasse dich kurz". 1200 Feuerwehrleute werden Silvester im Einsatz sein, dazu alle 62 Freiwilligen Feuerwehren. In "normalen" Nächten sind nur 600 Feuerwehrleute aktiv.

Erst drei Wochen vor Silvester wird es am kommenden Montag ein Gespräch zwischen Bezirken, Behörden, Polizei, Feuerwehr und Veranstalter geben. Im Vorjahr fanden diese Treffen wesentlich früher statt. Nach Ansicht der Beteiligten wurde die Verzögerung von Mittes Baustadtrat Flierl verursacht, der sich, wie berichtet, lange gegen eine Feier auf dem Pariser Platz gesperrt hatte. Dennoch ist der Einsatzleiter der Polizei, Jürgen Schubert, gelassen, denn es ist sein drittes Silvester am Tor. Zudem wird die Feier kleiner als im Vorjahr, auch wenn es das "echte" Millenniumssilvester ist. Anders als im Vorjahr hat Veranstalter Willy Kausch immer noch nicht für das Fest geworben. Bühnen und Buden wird es nur auf der Straße des 17. Juni ab S-Bahn-Brücke und auf den Linden bis zur Glinkastraße geben. Damit müssen weit weniger Straßen gesperrt werden als im Vorjahr, als bis zum Alex und auch am Kulturforum gefeiert wurde. Die beiden Hauptbühnen stehen am Großen Stern und auf der Westseite des Tores.

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