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Berlin: Findelkind geht es gut

Weil Moritz an einer Bushaltestelle gefunden wurde, will Unternehmer Hans Wall sein Pate werden

Die Mutter des Findelkindes ist mit großer Wahrscheinlichkeit aus Berlin. Dies sagte der Chefermittler der Polizei, Michael Havemann, gestern. Obwohl der Säugling nahe der Stadtgrenze in Zehlendorf gefunden worden sei, ermittle man nicht in Brandenburg, hieß es im Landeskriminalamt. Auf die Berliner Herkunft schließen die Ermittler, weil die Suchhunde nach dem Fund in Richtung Norden liefen, hieß es. Die Mutter hatte nicht nur den Namen ihres Kindes „Moritz“ auf ein Stück Papier geschrieben, sondern auch die genaue Geburtszeit (Sonnabend, 14 Uhr) und einiges mehr. Was die Mutter ihrem Kind sonst noch mit auf den Weg gegeben hat, sagte Havemann nicht, als eine Art „Lebensbeichte“ könne man das Schreiben aber nicht werten. Wie berichtet, hatte ein Passant den Säugling am Sonntagabend in einem Buswartehäuschen am Teltower Damm gefunden. Ihm geht es gut. Unklar ist, wieso die Mutter ihr Neugeborenes nicht in eine der Babyklappen gelegt hat. Die erste dieser Abgabemöglichkeiten war im Jahr 2000 ganz in der Nähe, im Zehlendorfer Krankenhaus Waldfrieden geschaffen worden. Werbung für diese anonyme Abgabe dürfen die Krankenhäuser aber nicht mehr machen.

In Berlin ist in den vergangenen zehn Jahren knapp ein Dutzend Findelkinder gefunden worden. Sie werden in die Obhut des Jugendamtes genommen, das die Säuglinge dann an Adoptiveltern weitervermittelt, erklärte Johannes Vocks, Leiter der Adoptionsvermittlungsstelle der Jugendverwaltung. So werde es wohl auch bei Moritz laufen, sagte Vocks.

Einen kleinen Unterschied gibt es nun aber wohl dennoch im Fall Moritz. Dessen Fundort könnte Glück im Unglück für das Baby bedeuten. Denn die Berliner Wall AG kündigte gestern an, die „Patenschaft“ für Moritz zu übernehmen. Das Baby war an einem der 2500 Wartehäuschen der Firma ausgesetzt worden. Als der Firmengründer Hans Wall gestern von Moritz erfuhr, habe er dies als „Auftrag“ empfunden, „den wir erfüllen müssen“, teilte der 64-Jährige mit. Er habe dem Jugendamt angeboten, sämtliche Kosten für den Jungen bis zu seinem 21. Lebensjahr zu übernehmen und ihn später im eigenen Betrieb auszubilden, sagte die Pressesprecherin der Wall AG, Beate Stoffers. Er habe sich zudem bereit erklärt, die Krankenhauskosten zu bezahlen. Hans Wall ist als Helfer in der Not bekannt. Er hatte 2002 eine Patenschaft für Thiemo K. übernommen; der heute 26-Jährige hatte beide Beine verloren, nachdem er vor eine U-Bahn gestoßen worden war. Wall reagierte prompt und finanzierte ihm ein behindertengerechtes Auto und bot ihm einen Ausbildungsplatz in seiner Firma an. (mit abk)

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