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Berlin: "First Steps": Mit dem neuen Preis sollen eigenwillige Abschlussfilme der Filmhochschulen prämiert werden

Filmproduzent, erfolgreich, vormittags: Die Stimme ist noch durchlässig, das Sakko bereitwillig nachlässig, die Zigarette - schlicht lässig. Vielleicht sieht man so aus, "wenn man keine Preise mehr braucht," wie er es von sich sagt, der Bernd Eichinger.

Filmproduzent, erfolgreich, vormittags: Die Stimme ist noch durchlässig, das Sakko bereitwillig nachlässig, die Zigarette - schlicht lässig. Vielleicht sieht man so aus, "wenn man keine Preise mehr braucht," wie er es von sich sagt, der Bernd Eichinger. Bescheiden, weil er "sie alle schon hat."

Zusammen mit einigen Namhaften der Filmbranche hatte er eine Idee: die zu fördern, die einen Preis gut gebrauchen können. Und dabei sich selbst zu erfreuen, der frische Talente ja auch gut gebrauchen kann. "First Steps" heißt dieser neue Deutsche Nachwuchspreis, bei dem Abschlussfilme aller deutschen, schweizer und österreichischen Filmhochschulen teilnehmen können. 50.000, 30.000 und 20.000 Mark beträgt das Preisgeld, 25 000 Mark legt Spiegel-TV für den besten Dokumentarfilm drauf. Die Initiatoren Bernd Eichinger, Nico Hofmann von teamWorx, Fred Kogel von Sat.1, Stefan Aust von Spiegel-TV und Burghard Graf Vitzthum von Mercedes-Benz sitzen natürlich aus verschiedenen Gründen im gleichen Boot. Die Film- und Fernsehleute suchen Talente, Aust ist geschmeichelt ("in so einem illustren Gremium zu sitzen") und möchte, dass "wieder mehr Anteile von Filmkunst in den Dokumentarfilm einfließen". Vitzthum ist hier, weil seine Firma eine Abteilung "alternative Kommunikation" unterhält.

Aber der Preis bleibt nicht der einzige Streich. Gleichzeitig, "und das ist eigentlich viel wichtiger," sagt Eichinger, will man im Internet ein Archiv aufbauen, das systematisch die Abschlussfilme speichert. Mit allen Schikanen: mit Cuttern, mit Ausstattern, den Schauspielern, den Regisseuren, Autoren und Musikern. Und das ist mal eine gute Idee, denn so eine systematische Übersicht über den deutschen Nachwuchs gibt es noch nirgends. Auf ein Mal, so die Filmproduzenten, diente dieses Archiv also als Informationsquelle, als Jobbörse, als Ideenpool und Branchenübersicht. Und wie immer, wenn jemand in einem Münchner Lokal unter Weineinfluss eine Idee hat, geht plötzlich alles Ratzfatz: Innerhalb eines Jahres hatte man eine hübsche Jury beinander. Iris Berben, Helmut Dietl, die Schauspielerin Nina Hoss, die Journalisten Michal Althen und Nikolaus von Festenberg. Gerd Ruge, der Wissenschaftler Dietrich Leder und der Regisseur Thomas Schadt bewerten den Dokumentarfilm. Am 31. August dieses Jahres werden die ersten Preise verliehen.

Aber nach welchen Kriterien, fragt man sich, vergleicht eine Jury die Birnen eines Kurzfilms mit den den Äpfeln eines Abendfüllers? "Etwas ganz Eigenes" müssten diese Filme mitbringen, sagt Iris Berben, "ein eigenes Geheimnis". Sie mag sie nicht mehr sehen, diese ganzen Filme von Leuten, die nur auf Züge aufspringen und sich keine eigene Handschrift trauen. Irgendwie sei es dazu gekommen, dass ein Großteil der jungen Filmemacher ihren Beruf "gesellschaftlich" verstehen, weil sie "vorkommen" wollen. Handwerklich sehe das kaum noch einer. Wenn sie allerdings auf diese Solitäre teffe, dann spielt sie auch schon einmal selbst in deren Abschlussfilmen mit. Und ist begeistert. Und will fördern. Und da fällt allen auf dem Podium wieder ein, was gute Filme eigentlich sind. Eigenwillige Spuren von Leuten, die etwas sagen wollen und etwas auslösen können. "Denn nur einen Film machen zu wollen - das ist doch kein Selbstzweck", entfährt es Dietl. Die Jury, die das ganze "Gesellschaftliche" nervt, nickt. So einen guten, mutigen Film, den wollen sie prämieren. Mit einem Mal tragen sie glänzende Augen, indem sie die Ideale ihrer Jugend beschreiben: Das Wollen und die Idee. "Früher war alles Abenteuer für mich", sagt Dietl. "Jetzt...jetzt", ringt er nach Worten, "ist alles einfach ein Ausbildungsweg." Und dann sind sie alle ganz erschrocken und wundern sich und fragen sich, warum sie jetzt haben, worauf sie alle hingearbeitet haben - die kommerzielle Ausrichtung - und dass das keinen Spaß macht und deshalb brauche es wieder freien Geist und Mut. "Gestern", erzählt Helmut Dietl, "da habe ich zwei getroffen, die hatten eine eigene Meinung". Pause. "Und das, das ist ja was ganz Seltenes".

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