
© Fotos: Tagesspiegel/Mario Heller
Franziska Giffeys Vision für Berlin 2030: „Innovationsstandort Nummer eins in Europa? Klar kann Berlin das“
Platz vier beim Wirtschaftswachstum, flächendeckendes Glasfasernetz, neue Tram- und U-Bahnstrecken – und das ganz ohne Meckern? Die Wirtschaftssenatorin und frühere Regierende Bürgermeistern wünscht sich mehr Begeisterung für unsere Stadt.
3, 2, 1… Der Countdown endet und auf der Riesenleinwand erscheinen sechs Buchstaben, die die versammelte Welt der Start-ups und Tech-Pioniere in euphorischen Jubel ausbrechen lassen. BERLIN. Hier will sich diese Welt künftig treffen, Innovationen zeigen und neuste Trends diskutieren. Das ist noch keine Vision, nur ein Rückblick auf den Oktober 2023, als in Dubai die GITEX Europe geboren und Berlin als ihr Austragungsort verkündet wurde.
Ich war dabei und spürte eine Berlin Begeisterung, die Gänsehaut machte. Und zugleich daran erinnerte, dass uns Berlinerinnen und Berlinern so etwas eigentlich suspekt ist. Mögen doch Menschen aus Aschaffenburg, Astana oder Austin sagen, dass Berlin ziemlich großartig ist. Wir selbst sehen das Glas gerne nur halb leer, ganz sicher könnte das Glas noch einen Sprung kriegen und bestimmt schmeckt der Inhalt woanders besser.
Muss das so sein? Natürlich nicht. In 2030 traut sich Berlin, sein eigener größter Fan zu sein. Nicht überheblich und nicht ohne einen scharfen Blick für Probleme und notwendige Lösungswege. Aber mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Stolz darauf, was die mehr als vier Millionen Menschen in unserer Stadt gemeinsam bewegen, jeden Tag.
Weniger meckern, mehr Positives wagen
Wir überlassen das rituelle Berlin-Bashing den FAZ-Chefredakteuren oder bayrischen Ministerpräsidenten und sagen selbst „yes we can“, oder meinetwegen „dit könnte jehn“, statt die vermeintliche Unmöglichkeit der Dinge zu beschwören. Dann können wir gemeinsam nicht nur in den nächsten fünf Jahren viele Visionen Realität werden lassen, die unserer Stadt guttun.
Es ist ein neuer Berlin Spirit, der uns nichts kostet, außer am Anfang vielleicht etwas Überwindung. Ein erster Härtetest als Übung. Wenn der BER Flughafen bei den World Airport Awards mit dem Titel „World’s Most Improved Airport“ ausgezeichnet wird, sagen wir nicht mehr: Ja, aber… – sondern, einmal tief durchatmen: Aber hallo! Wenn Berlin zu den zehn Städten weltweit gehört, in denen Gäste mehr als 30 Millionen Mal im Jahr übernachten, lautet die erste Frage nicht: Warum nicht mehr?
Weniger meckern, mehr Positives wagen, hat Der Tagesspiegel selbst als Devise für diese Reihe ausgerufen. Mit Erfolg – 2030 führt sogar sein „Checkpoint“ aufgrund der Flaute bei Pingpongspielen, Pleiten, Pech und Pannen eine neue Rubrik ein: Punktvorteil Berlin.
Es läuft in Berlin, weil hier Menschen gemeinsam anpacken und sich gegenseitig bestärken. Wir sind alle dieses Berlin – ob im Handwerk, bei den Dienstleistungen, im Mittelstand und der Industrie, in Handel und Gastronomie, in der Kreativwirtschaft und den Kulturbetrieben, in der Forschung oder der Verwaltung.
Lag Berlin 2024 bundesweit auf Platz sechs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, haben wir uns 2030 knapp an Hessen und Baden-Württemberg vorbei auf Platz vier vorgearbeitet. Unser Wirtschaftswachstum ist das 16. Jahr in Folge besser als im Bundesschnitt. Ganz vorne dabei die Welt der Start-ups, die sich in Berlin nicht nur bei der inzwischen fünften GITEX Europe trifft, sondern die Stadt zum Mittelpunkt nachhaltiger Technologien, digitaler Finanzdienstleistungen und bahnbrechender Biotech-Firmen gemacht hat.
Weiter gestiegen ist auch die Zahl der Beschäftigten und Auszubildenden, die die gute wirtschaftliche Entwicklung überhaupt erst möglich machen. Der Wettbewerb um die Köpfe und Hände ist überall noch härter geworden, aber sie kommen nach Berlin und bleiben hier, weil unsere Stadt weiterhin die Freiheit, Vielfalt und Weltoffenheit hochhält in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.
Dem Ruf Berlins folgen Talente und Investitionen, die Forscherinnen und die Gründer, die Kreativen und die Kunstszene. Sie wissen, in Berlin kann man Mauern zum Einstürzen bringen, die echten und die in den Köpfen, hier kann man Geschichte schreiben und Zukunft machen.
Eine Stadt, die sich bewegt
Berlin ist 2030 der Ort für all diejenigen, die etwas bewegen und in einer Stadt leben wollen, die sich bewegt. Ja, sie ist nicht glatt. Sie hat auch 2030 Ecken und Kanten, tut nicht nur im Winter manchmal weh, ist von Wachstumsschmerzen nicht frei und auch nicht von menschlichen Fehlern. Aber sie traut sich was zu, hat das Herz am rechten Fleck und darin auch Platz für Menschen, die eine neue Heimat suchen.
Innovationsstandort Nummer eins in Europa? Klar kann Berlin das mit all diesen Menschen werden. Die Gigabit-Infrastruktur dafür ist 2030 fertiggestellt und die Landesservices laufen digital. Die Ausbauzahlen von heute belegen, dass das 2030 keine Zukunftsmusik mehr ist. Die Daten fließen dann flächendeckend durch Glasfasernetze, der Stadtverkehr immer mehr elektrisch, und der Strom dafür nicht mehr aus der Kohle, sondern aus erneuerbaren Energiequellen.
Davon hat Berlin gleich mehrere erfolgreich erschlossen: Die Stadt glänzt mit Solardächern und heizt zunehmend mit Geothermie, Abwasserwärme und Power-to-Heat Anlagen. Die Kraftwerkschornsteine in der Skyline findet man nur noch auf alten Postkarten, dafür drehen sich am Berliner Himmel ein paar Räder mehr gut platziert im Wind. Die großen Investitionen in die Infrastruktur der Stadt haben sich gelohnt – umgesetzt von zigtausenden Menschen auf Baustellen, in Handwerksbetrieben oder Landesunternehmen. Eine wichtige Zwischenetappe auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Fortschritt im Public Viewing
Wir schauen gemeinsam hin, was in Berlin möglich ist. Täglich verfolgen Tausende Berlinerinnen und Berliner den Fortschritt in ihrer Stadt und sind nicht nur insgeheim ein bisschen stolz darauf: Vom Schul- und Wohnungsbau, über neue Tram- und U-Bahnstrecken, bis hin zum neuen Bayer-Charité Campus, der für Durchbrüche in der Medizin entstand. Was mit einer Live-Cam bei einem Brückenabriss 2025 begann, hat sich in fünf Jahren zum regelrechten digitalen Public Viewing bei Bauvorhaben entwickelt.
Vor der Senatssitzung zeigt jemand sein Handy mit dem aktuellen Renner: Das emsige Treiben von Baukränen rund um das ICC Berlin. Eine weitere Vision im Werden.
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