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Tausende Schülerinnen und Schüler wollen am Donnerstag vor dem Reichstag für Frieden in der Ukraine protestieren.

© Fabrizio Bensch/Reuters

Update

Auch Fridays for Future vor dem Reichstag: Tausende Berliner Schüler wollen für Frieden in der Ukraine demonstrieren

Berliner Schulen reagieren auf den Krieg im Osten Europas. Am Donnerstag findet eine Solidaritätsaktion in Mitte statt, auch Klimaschützer schließen sich an.

Der Krieg war noch keine zwei Tage alt, da stand schon für die ersten Schulen fest: Wir können nicht weitermachen, als sei nichts geschehen. Geplant sind Aktionen, aber auch konkrete Hilfestellung durch das Angebot, geflüchtete Schülerinnen und Schüler aufzunehmen.

Große Unterstützung gibt es für das Vorhaben des Lichterfelder Lilienthal-Gymnasiums, an diesem Donnerstag eine Gedenkveranstaltung zu organisieren. Da noch weitere Schulen mitmachen möchten, reicht der Platz vor der Ukrainischen Botschaft nicht mehr aus. Es wird mit Tausenden Teilnehmenden gerechnet.

„Aufgrund der vielen Anfragen wird die Gedenkveranstaltung 'Frieden und Solidarität für die Ukraine' von der Botschaft zum Platz der Republik am Reichstag verlegt", teilte der Politiklehrer Florian Bublys mit, der die Kundgebung bei der Polizei angemeldet hatte. Er leitet den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und berichtet, dass sich auch "Fridays for Future Berlin" anschließen wolle, um seine Solidarität zu zeigen.

Dies bestätigte Fridays for Future (FFF) am Mittwoch dem Tagesspiegel. FFF ruft demnach zu einer ergänzenden „Laufdemo“ auf, die am Platz der Republik vor dem Reichstag endet, wie die FFF-Organisatorin erläuterte. Das Motto lautet demnach „Stop war! Stop fossil fuels!“ (fossile Brennstoffe). Geplant ist um 12.30 Uhr eine Kundgebung und nach der „Laufdemo“ um 14 Uhr eine „Endkundgebung“ ebenfalls am Reichstag.

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Aufgerufen sind laut FFF „alle Schulen Berlins“. Es gelte, die „Sicherung demokratischer Werte als Bildungsauftrag umzusetzen“ sowie Schülerinnen und Schüler beim Demonstrieren für den Frieden zu unterstützen. Andreas Steiner, der Leiter des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasiums, berichtete am Mittwoch, dass Schüler seiner Schule sich ebenfalls beteiligen wollen.

Die Teilnahme von Schülerinnen und Schülern an der Aktion wird laut dem Berliner Linken-Politiker Sebastian Schlüsselburg als unentschuldigtes Fehlen gewertet. Das Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses bezeichnete dies auf Twitter als absurd, da die Erziehung für Frieden und gegen Gewaltherrschaft im Berliner Schulgesetz verankert sei.

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„Eines wird immer klarer für die Schulen: Da gibt es eine zukünftige konkrete Herausforderung“. Die Lehrkräfte müssten die Schülerinnen und Schüler befähigen, mit Krisen umzugehen, ihren Beitrag zu leisten, sie zu bewältigen – „egal ob Klima, Pandemie oder Krieg“, lautet die Einschätzung von Sven Zimmerschied an der Charlottenburger Friedensburg-Schule.

Inzwischen zeichnet sich auch ab, welche Bandbreite diese Herausforderung haben kann: "Wir sehen schon jetzt zwischen russischen und ukrainischen Schülern Dinge, die nicht ganz unproblematisch sind", sagte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) anlässlich der Senatssitzung am Dienstag. Die Konflikte der Welt spielten sich eben auch "auf den Schulhöfen" ab.

Gezielte Beratung für Lehrkräfte

Die Bildungsverwaltung hat zu Wochenbeginn erneut an alle Schulen geschrieben und ihnen Informationen und Terminangebote zum Umgang mit dem Ukraine-Konflikt zur Verfügung gestellt. An diesem 2. März von 15 bis 17 Uhr etwa gibt es eine Online-Fortbildung durch eine russisch-sprachige Lehrerin, die lange in der Ukraine gelebt hat, und Lehrkräfte darin berät, wie das Thema in der Schule "gerade in Hinblick auf Kinder und Jugendliche mit familiärem Bezug zum Konflikt" behandelt werden sollte.

Manche Schulen überlegen bereits, wie sie es trotz des verbreiteten Raummangels schaffen könnten, neue Willkommensklassen aufzumachen. „Wir haben damit ja Erfahrung, an die wir anknüpfen können“, sagt ein Schulleiter im Hinblick auf die vielen syrischen und irakischen Geflüchteten, die seine Schule 2015 aufnahm. Es sei da wieder dieses Gefühl, einen Beitrag leisten zu können.

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Anders als 2015 wisse man aber besser, was auf einen zukomme, also etwa welche Lehrkräfte besonders geeignet sind, welche Lehrmaterialien und welche Routinen.

Zudem gehen die Lehrkräfte davon aus, dass es leichter werden könnte als 2015, weil sie schon lange Erfahrungen mit osteuropäischen Kindern und Jugendlichen haben: Kein Land zwischen Oder und Ural, aus dem es keine Schülerinnen und Schüler in Berlin gibt. Allein aus der Ukraine sind es rund 640 mit der entsprechenden Staatsbürgerschaft sowie eine unbekannte Zahl von Eingebürgerten.

"Erstmal ein zusätzlicher Stuhl in jede Klasse"

Allerdings gab Giffey am Dienstag zu bedenken, dass erst einmal neue Willkommensklassen organisiert werden müssten. Bis das soweit ist, schlug Giffey unter Bezug auf Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) vor, dass für den Übergang und die "Akutunterbringung" in jede Klasse "ein zusätzlicher Stuhl" gestellt werden könne.

[Mehr zum Thema auf Tagesspiegel Plus: Wie erkläre ich meinem Kind den Krieg? Interview mit einer Psychologin.]

Wie berichtet, hatte die Senatsverwaltung für Bildung den Schulen bereits am Donnerstag, dem Tag des Krigesausbruchs, Lehrmaterial zum russisch-ukrainischen Konflikt geschickt.

Zudem wandte sich etwa die bezirkliche Schulaufsicht Steglitz-Zehlendorfs an die Schulen und sie ermutigt, das Thema aufzugreifen und Gespräche zuzulassen, „auch wenn wir keine abschließenden oder zufriedenstellenden Antworten haben“. Denn sie wünschten sich, schreiben die Schulräte, „dass es uns in den Schulen gelingt, den ausreichenden pädagogischen Halt zu geben“, auch wenn sie glauben, „dass Sie und Ihre Kollegien noch nie so sehr gefordert waren wie jetzt.“

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