zum Hauptinhalt

Berlin: Friede zwischen Polizei und Punks

Krawalle blieben in der Walpurgisnacht weitgehend aus. Im Mauerpark wurde getanzt, gefeiert – und nur ein bisschen randaliert

Ohne zu Murren stellten sie sich alle in einer Schlange an: Punks, Linke und auch Familien aus Prenzlauer Berg. Streng, noch strenger als in den Vorjahren, kontrollierte die Polizei die Eingänge zum Mauerpark. Flaschen, Dosen, Messer, alles wurde einkassiert. Bier konnte man nur in Plastikbechern mitnehmen zur größten Walpurgisfeier Berlins. 2000 Menschen tanzten und tranken in Prenzlauer Berg in den 1. Mai. Es gab es kein offizielles Programm, nur ein paar Trommler spielten. Und es blieb beinahe friedlich.

Erst sehr spät in der Nacht fingen einige Punks an, zu streiten und entzündeten ein Feuer. Als die Polizei löschen wollte, flogen Flaschen, ein paar Steine. Die Beamten griffen sofort durch, holten die Randalierer aus der Menge. Um halb drei war der Park leer.

Die Grundlage für die friedlichste Walpurgisnacht seit zehn Jahren war eine Art stille Übereinkunft: Die Polizei hält sich weitgehend zurück, dafür tolerieren die Besucher die strikten Kontrollen und die Präsenz der Uniformierten im Hintergrund. Der Kompromiss beruht sozusagen auf Erfahrungswerten. Er ist das Ergebnis eines langjährigen Reifeprozesses. „Beide Seiten haben dazu gelernt“, sagte ein ausgesprochen gut gelaunter und entspannter Einsatzleiter der Polizei am frühen Abend.

Noch vor wenigen Jahren brachen regelmäßig Minuten vor oder nach Mitternacht Gewaltorgien los, dichter Steinhagel ging auf die Polizisten nieder, Dutzende Beamte wurden Jahr für Jahr verletzt, mindestens hundert Militante festgenommen. „Offensiv präventiv“ nennt Einsatzleiter Klaus Keese die in den vergangenen Jahren gereifte Strategie. Dazu gehört, dass der Park zur Walpurgisnacht mit Flutlicht taghell ausgeleuchtet und eingezäunt wird und dass nach 23 Uhr kein offenes Feuer erlaubt ist. Zum „Konzept der ausgestreckten Hand“ gehört aber auch das kompromisslose Einschreiten gegen Gewalt. Schon am frühen Abend hatte Keese also angekündigt, „auch mit Gewalt reinzugehen, wenn es denn erforderlich ist“.

Bis nach Mitternacht aber blieb alles friedlich. Das Bezirksamt spendierte Plastikbecher, eine Müllfirma Altglascontainer. „Viel Spaß“, wünschten die Bereitschaftspolizisten am Eingang und hörten oft ein Danke. Friede zwischen Punks und Polizei. Gegen 22 Uhr begrüßte ein angetrunkener Punk den Einsatzleiter fröhlich: „Hallo, ich bin Paul.“ „Und ich bin Klaus“, antwortete Keese. Und wagte kurz darauf folgende Einschätzung: „Die Krawallzeiten sind vorbei.“

Polizeiführer hatten sich bisher an solchen Tagen immer mit Prognosen zurückgehalten. Dass nach ein Uhr einige Flaschen flogen, ist laut Polizei nicht als Krawall einzustufen. Es handelte sich um betrunkene Punks und Schaulustige. 24 von ihnen wurden festgenommen, ein Beamter wurde schwerer verletzt und im Krankenhaus behandelt.

Wie berichtet hatte die militante Linke diesmal auf Veranstaltungen zur Walpurgisnacht wie das Punkkonzert auf dem Boxhagener Platz verzichtet. Vorsichtshalber waren dennoch in Friedrichshain einige Hundertschaften Polizisten unterwegs, weil es dort in den letzten Jahren nach Konzert-Ende Rangeleien gegeben hatte. 2700 Beamte waren in der Nacht zum Donnerstag in Friedrichshain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg im Einsatz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false